Die Schweiz ist dieses Jahr das Gastland am Marché du Film, was die Ambitionen und Entwicklungen des schweizerischen Filmschaffens hervorhebt.
Marche du Film
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider nimmt vom 15. bis 17. Mai 2024 an den Filmfestspielen in Cannes teil. Die Schweiz ist in diesem Jahr Ehrengast des Filmmarktes. Im Bild mit Guillaume Esmiol (links) und Maud Amson (rechts). - KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

Dieses Jahr ist die Schweiz Gastland am Marché du Film, der am Rande des Filmfestivals von Cannes stattfindet. Diese Ehre wertet die Entwicklungen und die Ambitionen schweizerischen Filmschaffens auf. Ein Gespräch mit Guillaume Esmiol, Direktor des Marché du Film.

Bei der Auswahl des Gastlandes «bevorzugen wir Länder, mit denen wir seit mehreren Jahren Beziehungen unterhalten und die langfristigen Partner des Marché du Film sind», sagte Guillaume Esmiol gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auf die Schweiz und besonders auf die Promotionsagentur Swiss Films treffe dies zu.

Die Schweiz sei auch deshalb ausgewählt worden, weil sie «in den verschiedenen Programmen und Veranstaltungen des Marché sehr aktiv ist», so Esmiol. Zudem sei gerade das laufende Jahr 2024 grundsätzlich wichtig für den Schweizer Film, nicht zuletzt, weil im Dezember in Luzern der Europäische Filmpreis verliehen wird.

Sieben Programme repräsentieren Schweizer Kino

Am diesjährigen Marché du Film ist die Schweiz in sieben verschiedenen Programmen vertreten. Konkret sind das die Programme «Producers Network», «Cannes Docs» (Dokumentarfilm), «Goes to Cannes» (Filme in Produktion, die noch Partner suchen), «Cannes Next» (Innovation), «Festival Hub», «Spot the composer» und «Shoot the book» (Bücher von Schweizer Autorinnen und Autoren, die verfilmt werden sollen). Persönlich zeigte sich Esmiol erfreut, denn die Schweiz sei ein «echtes Innovationsland» – für Esmiol «ein sehr wichtiger Aspekt des Marché du Film».

Entsprechend sei die Zahl der Fachpersonen, die aus der Schweiz angereist seien, vergleichsweise hoch. Noch mehr Fachleute seien nur aus bedeutend grösseren Ländern gekommen, wie etwa aus den Vereinigten Staaten, aus Frankreich und Grossbritannien.

Die verschiedenen Programme des Marché du Film zielen darauf ab, Fachleute miteinander zu vernetzen: «Im Producers Network zum Beispiel werden Schweizer Produzentinnen und Produzenten vorgestellt.»

Künstliche Intelligenz dominiert Innovation

Das erleichtert die Suche nach Koproduzenten oder Finanzierungen. Esmiol fügte an: «Das Schweizer Kino macht sich vor allem mit internationalen Koproduktionen einen Namen.»

Im Bereich der Innovationen ist dieses Jahr künstliche Intelligenz (KI) ein dominierendes Thema. Esmiol verwies auf das Start-up Largo.AI von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL). Das Unternehmen ist auf die Bewertung des potenziellen Erfolgs eines Filmprojekts ausgerichtet.

Laut Esmiol soll am Marché du Film Technologie pädagogisch aufbereitet werden, den Fachleuten beispielsweise erklärt werden, wie man KI einsetzt. Es gehe um konkrete Anwendungen für die Filmindustrie. «Dabei wirft KI natürlich auch Fragen auf», räumte Esmiol ein.

Marché du Film fand im ersten Jahr hybrid statt

Er selber hat als stellvertretender Direktor 2021 beim Marché du Film begonnen, damit in einer Zeit, als die Covid-Pandemie ihre Schatten auf den Marché wie die Filmbranche insgesamt geworfen hat. In seinem ersten Jahr fand der Marché du Film hybrid statt, nachdem er im Jahr zuvor nur online durchgeführt wurde.

«Dieses Jahr haben wir mit 15'000 Teilnehmenden mehr Besucherinnen und Besucher am Marché du Film als vor der Pandemie.» 30 Prozent davon kommen aus der Filmproduktion, weitere 30 Prozent aus dem Verleih, 15 Prozent vertreten Kulturinstitutionen und Filmkommissionen, 12 Prozent kommen von Festivals und Märkten, sowie weitere Fachleute, wie Esmiol ausführte. Insgesamt verteilten sich rund 500 Aussteller auf das Festivalgelände.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Künstliche IntelligenzPartnerFilmeCoronavirusKino