Autoritäre Regimes lassen ihr Flugzeuge häufig in Basel warten und umbauen. Was die Politik Wirtschaftsfreiheit nennt, ist menschenrechtlich problematisch.
Jet Aviation
Das Terminal von Jet Aviation. - screenshot/jetaviation

Das Wichtigste in Kürze

  • Firmen am Flughafen Basel verdienen an Wartung und Umbau von Jets autoritärer Regimes.
  • Recherchen zeigen, dass Spezialfirmen damit einen Grossteil ihres Umsatzes generieren.
  • Die Politik sieht darin Wirtschaftsfreiheit, Kritiker stellen die Menschenrechtsfrage.
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Flugzeuge von Superreichen sind am Euro Airport in Basel keine Seltenheit. Und immer wieder werden auch Jets von autoritären Regimes gesichtet. Sie werden vor Ort in einigen der Hangars gewartet oder umgebaut. Die beiden Firmen Amac Aerospace und Jet Aviation sind darauf spezialisiert.

Wie problematisch die Geschäftsbeziehungen der beiden Unternehmen sind, zeigen neue Recherchen der «Wochenzeitung» und des Onlinemagazins «Das Lamm».

Sie haben Flugdaten ausgewertet und mit ehemaligen Mitarbeitern der betroffenen Firmen gesprochen. Und kommen zu dem Ergebnis, dass Amac Aerospace und Jet Aviation einen grossen Teil ihrer Umsätze mit Diktatoren machen.

Die Journalisten haben Daten der Website «Dictator Alert» ausgewertet. Auf dieser trackt der freie Journalist Emmanuel Freudenthal die Flugbewegungen von 190 Flugzeugen autoritärer Regimes.

Fazit: Jedes dritte dieser Flugzeuge war in den vergangenen drei Jahren mindestens einmal in Basel.

Wartung, Luxus-Umbauten und Raketenabwehr

Freudenthal zufolge ist schon lange bekannt, dass Flugzeuge von Autokraten in Basel gewartet werden. «Seit einigen Jahren beobachte ich, dass der Euro Airport eine der wichtigsten Destinationen von Flugzeugen im Besitz von Diktaturen ist.»

Lukaschenko Belarus
Auch Belarus soll zu den Kunden gehören, deren Flugzeuge in Basel gewartet werden. - BELTA/AFP

Die Liste der Herkunftsländer liest sich wie ein Atlas der Golfstaaten: Katar, Saudi-Arabien, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Oman. Dazu kommen einige afrikanische Länder wie Libyen, Gabun, Kamerun und Niger. Auch für Kunden aus Belarus, Aserbaidschan und Kasachstan wurden Flieger gewartet und umgebaut.

Zu Kunden und Art der ausgeführten Arbeiten äussern sich Amac Aerospace und Jet Aviation nicht. Frühere Mitarbeiter, mit denen die «Wochenzeitung» und «Das Lamm» sprachen, gewähren jedoch Einblicke. Neben teils millionenschweren Wartungsaufträgen und Luxus-Umbauten würden etwa auch Raketenabwehrsysteme in Jets eingebaut.

Politik weist Verantwortung von sich

Weder der Euro Airport, noch die Politik fühlen sich in der Verantwortung und sprechen von Wirtschaftsfreiheit. Natalie Wenger, Menschenrechtsexpertin bei Amnesty International Schweiz, sieht die Geschäftsbeziehungen zu den Regimen kritischer. Sie forderte von den Firmen zu prüfen, ob es zu Menschenrechtsverletzungen kommt.

Die Datenauswertungen auf «Dictator Alert» lassen den Schluss zu, dass dies bei manchem Jet der Fall sein könnte. Im März landete etwa ein Flugzeug in Basel, das in einem UN-Bericht auftaucht. Die mutmasslichen Mörder des oppositionellen saudi-arabischen Publizisten Jamal Khashoggi sollen darin zum Tatort Istanbul gelangt sein.

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