Kunstmuseum Luzern plant fortlaufende Untersuchung von Werken aus kritischer Zeit.
Kunstmuseum Luzern
Blick auf das Kunstmuseum Luzern. (Archivbild) - Keystone

Das Kunstmuseum Luzern will Werke, die zwischen 1933 und 1945 sowie in der Nachkriegszeit ins Museum kamen, fortlaufend untersuchen. Eine neue, fest installierte Kommission soll das Museum dabei beraten. Kanton und Stadt beteiligen sich an den Kosten.

Das Kunstmuseum gehe damit neue Wege, welche bis jetzt für ein Museum dieser Grösse und Trägerschaft schweizweit einzigartig seien, teilte dieses am Montag gemeinsam mit Kanton und Stadt Luzern mit.

Zwischen 2016 und 2018 hatte das Museum bereits 78 Werke der Sammlung auf ihre Herkunft untersucht – mit der Unterstützung von Stadt und Kanton Luzern sowie dem Bundesamt für Kultur. Bisher beschränkten sich die Untersuchungen auf Objekte, die zwischen 1933 und 1945 erworben wurden.

Weiterentwicklung des Forschungsansatzes

Dies entspreche jedoch nicht länger der aktuellen Forschungspraxis, heisst es weiter. Jüdinnen und Juden waren auch in den Jahren nach dem Krieg gezwungen, Werke aus finanzieller Not zu verkaufen. Die Beschränkung auf 78 Werke sei daher für das Kunstmuseum nicht länger vertretbar, heisst es in der Medienmitteilung.

So nahm im vergangenen Herbst das Museum die Forschungstätigkeit wieder auf. Noch während das aktuelle, von der öffentlichen Hand mitfinanzierte Forschungsprojekt läuft, zeichne sich ab, dass auch nach Projektende im Juni 2025 am Kunstmuseum Luzern dringender Bedarf an der sogenannten Provenienzforschung bestehe. Diese solle daher fest am Museum etabliert werden, heisst es.

Kanton und Stadt sehen die Aufarbeitung der Vergangenheit als zentrale sowie ständige Aufgabe und haben sie laut Medienmitteilung neu in die Leistungsvereinbarung aufgenommen.

Finanzierung und Kommission

Für die Provenienzforschung ist pro Jahr ein Kostendach von 70'000 Franken festgelegt, wie Museumsdirektorin Fanni Fetzer auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Die Kosten würden zwischen öffentlicher Hand, Kunstgesellschaft Luzern und Stiftung BEST Art Collection Luzern nach einem festgelegten Schlüssel geteilt.

Die siebenköpfige «empfehlende Kommission», wie sie genannt wird, setzt sich aus Mitgliedern aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Recht zusammen. Sie zeichneten sich für eine Sensibilität für die jüdische Kultur und vertiefte Kenntnisse der jüdischen Verfolgungs- und Emigrationsgeschichte während Zeit des Nationalsozialismus aus, heisst es in der Medienmitteilung.

Laut der Museumsdirektorin befinden sich in der Sammlung des Kunstmuseums Luzern nach aktuellem Kenntnisstand keine Kulturgüter aus dem kolonialen Kontext. Sollte sich aber ein kolonialer Zusammenhang abzeichnen, würden auch diese Objekte untersucht. In diesem Fall müsste für die Findung einer «gerechten und fairen Lösung» allenfalls weitere Personen beigezogen werden. Auch dies wird laut Fetzer mit dem gesprochenen Kostendach möglich sein.

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