Whataboutism ist eine Desinformationsstrategie, die bewusst eingesetzt wird, um vom eigentlichen, relevanten Thema abzulenken.
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Whataboutism zählt zu den Desinformationsstrategien. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Desinformationsstrategie Whataboutism lenkt bewusst von relevantem Thema ab.
  • Durch klare Regeln für Debatten kann Whataboutism eingedämmt werden.
  • Dies ist vor allem in politischen Debatten entscheidend.
  • Mann sollte sich durch Whataboutism nicht von konstruktiven Lösungen abbringen lassen.
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Whataboutism ist ein Begriff, der aus dem Englischen «What about...?» (zu Deutsch «Was ist mit…?») abgeleitet ist. Er bezeichnet eine rhetorische Taktik, bei der auf eine kritische Frage oder ein Argument nicht direkt geantwortet wird.

Vielmehr wird mit einer Gegenfrage oder einem Verweis auf einen anderen Missstand reagiert. Dadurch wird vom eigentlichen, relevanten Thema abgelenkt und die Diskussion bewusst in eine andere Richtung gelenkt.

Die Rolle des Whataboutism in der aktuellen Debatte

Dabei können konstruktive Vergleiche in Diskussionen durchaus hilfreich sein, um Argumente aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Diese müssen aber der Vertiefung und Reflexion des ursprünglichen Argumentes dienen und nicht davon ablenken.

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Als Reaktion auf Starmer’s Anschuldigung, im Zusammenhang mit der Partygate-Affäre ein Fehlverhalten begangen zu haben, versuchte Johnson, die Aufmerksamkeit abzulenken, indem er Starmer (fälschlicherweise) beschuldigte, es versäumt zu haben, Jimmy Savile während seiner Zeit als Direktor der Staatsanwaltschaft zu verfolgen. - zVg

Die Gefahr des Whataboutism liegt in seiner Fähigkeit, ernsthafte Diskussionen zu untergraben und die Aufmerksamkeit von wichtigen Themen abzulenken. Es ist eine Form der Desinformation. In einer Zeit, in der Fakten und Wahrheit zunehmend angefochten werden, ist es entscheidend, diese Strategie zu erkennen und zu verstehen, wie sie funktioniert.

Die Geschichte des Whataboutism

Die Geschichte des Whataboutism reicht zurück in die Zeit des Kalten Krieges und beschreibt den Umgang der Sowjetunion mit westlicher Kritik. Bei Kritik an ihren Menschenrechtsverletzungen verwies die Sowjetunion nämlich regelmässig auf die Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten.

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Whataboutism ist seit langem ein beliebtes Mittel der russischen Propaganda. - zVg

Der Begriff selber wurde durch einen Artikel des Economist populär, in dem der Journalist Edward Lucas im Jahr 2008 Whataboutism als Propaganda-Taktik Russlands beschrieb. Heute findet Whataboutism regelmässig Verwendung in der öffentlichen Diskussion, insbesondere vermehrt in Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Abgrenzung zu Tu-quoque und Ad-hominem

Tu-quoque- (Latein für «Du auch») und Ad-hominem-Argumente (Latein für «Auf die Person) ähneln der Technik des Whataboutism. Während Whataboutism primär thematisch ablenken will, zielen die anderen beiden auf die Person.

Bei der Tu-quoque-Taktik wird das Verhalten oder die Glaubwürdigkeit des Kritikers angegriffen, um dessen Argumente zu entkräften. Ein typisches Beispiel ist der Vorwurf an Raucher, sie dürfen anderen nicht sagen, dass sie nicht rauchen sollten. Dies ist allerdings ein Fehlschluss, da die Aussage «es ist besser nicht zu rauchen» dennoch wahr bleibt.

Beim Ad-hominem-Argument wird nicht auf die Argumentation einer Person eingegangen, sondern stattdessen ein persönlicher Angriff gegen die Person selbst gerichtet. Ein typisches Beispiel hierzu ist der Vorwurf, sich aufgrund seiner Herkunft oder Geschlechts nicht zu einer Thematik äussern zu können.

Strategien gegen Whataboutism in der politischen Debatte

Whataboutism bremst das Gespräch aus. Es ist wichtig, entsprechend so zu reagieren, dass der Fokus wieder zurück auf das Ursprungsthema gebracht werden kann. Dies ist besonders in politischen oder gesellschaftlichen Debatten wichtig, wo konkrete Lösungen für bestehende Probleme gefunden werden müssen.

Es ist nicht nur wichtig, in der Debatte den Fokus zu bewahren, es kann auch helfen, die Sachlichkeit zu betonen. Generell hilft es, das kritische Denken und die Informationskompetenz zu stärken. Unter Umständen sollte man à priori klare Regeln für Debatten definieren und konstruktive Kritik fördern, die auf Lösungen und Verbesserungen abzielt.

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