Laut US-Medienberichten will Russland nukleare Fähigkeiten im All aufbauen. So liesse sich die Kommunikation über Satelliten stören.
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Russland schickt einen Satelliten ins All. Das Land will laut Berichten nukleare Fähigkeiten im Weltraum aufbauen. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland will laut Medienberichten nukleare Fähigkeiten im All aufbauen.
  • Damit könnten Satelliten gestört und die militärische Kommunikation ausgeschaltet werden.
  • Die nuklearen Fähigkeiten im All sind aber noch in der Entwicklung.
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US-Geheimdienste haben Medienberichten zufolge Informationen über neue nukleare Ambitionen Russlands im Weltall zusammengetragen. Mehrere US-Medien, darunter die «New York Times» und die Sender ABC und Fox News, berichteten am Mittwochabend (Ortszeit) übereinstimmend, es gehe dabei um neue Erkenntnisse über russische nukleare Fähigkeiten, die sich gegen Satelliten im All richten und so eine Bedrohung für die nationale wie die internationale Sicherheit darstellen könnten.

Die «New York Times» schrieb, die USA hätten den Kongress und Verbündete in Europa über die Pläne Moskaus informiert. Solche neuen nuklearen Fähigkeiten Russlands seien noch in der Entwicklung und bislang nicht zum Einsatz gekommen. Eine akute Gefahr bestehe daher nicht.

Fox News berichtete, mit einem Einsatz nuklearer Systeme gegen Satelliten liesse sich möglicherweise militärische Kommunikation und Aufklärung der USA ausschalten. Es gab zunächst keinerlei offizielle Bestätigung für die Berichte.

Ein Parlamentarier schürt wilde Vermutungen

Zuvor hatte ein Abgeordneter aus dem US-Kongress auf ungewöhnliche Weise Spekulationen über eine mögliche Bedrohung für die Vereinigten Staaten losgetreten. Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Mike Turner, veröffentlichte am Mittwoch eine Stellungnahme. Er teilte mit, sein Ausschuss habe allen Mitgliedern des Kongresses «Informationen über eine ernsthafte Bedrohung der nationalen Sicherheit zur Verfügung gestellt».

Mike Turner
Der US-Abgeordnete Mike Turner löste mit seinem Statement Spekulationen aus. - keystone

Er fordere US-Präsident Joe Biden auf, alle Informationen zu dieser Bedrohung freizugeben, damit der Kongress, die Regierung und die Verbündeten offen über Gegenmassnahmen diskutieren könnten, schrieb er weiter. Der Republikaner führte nicht aus, um welche Art von Bedrohung es sich handele. Er bereitete mit der kryptischen Nachricht den Boden für allerlei Spekulationen. Die Medienberichte zu Russland folgten kurze Zeit später.

Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan bestätigte bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus – nach der Veröffentlichung von Turners Statement und vor der Veröffentlichung der Medienberichte – auf Nachfragen lediglich, dass er für Donnerstag eine Unterrichtung der sogenannten «Gang of Eight» angesetzt habe.

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Der «Gang of Eight» gehören hochrangige Kongressabgeordnete beider Parteien an, die vom Präsidenten über Aktivitäten des Geheimdienstes und verdeckte Operationen unterrichtet werden können. Er sei etwas überrascht, dass sich Turner vor dem Treffen öffentlich zu dem Thema geäussert habe, sagte Sullivan. Auf mehrere Nachfragen, um welche Art der Bedrohung es sich handele, ging er nicht ein.

Beschwichtigungsversuche aus dem Parlament

Mehrere Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus, die in Geheimdienstinformationen dieser Art eingeweiht werden, bemühten sich, der allgemeinen Aufregung nach Turners Statement entgegenzuwirken.

Sie betonten – ohne näher auf Inhalte einzugehen, es handele sich zwar um eine ernste Angelegenheit, aber keineswegs um eine akute Krise. Auch der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, versicherte: «Es besteht kein Grund zur öffentlichen Beunruhigung.» Andere Parlamentarier kritisierten Turners ungewöhnliche Stellungnahme scharf und stellten seine Eignung als Chef des Geheimdienstausschusses infrage.

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