Ab heute müssen Tagesausflügler in Venedig fünf Euro Eintrittsgebühr zahlen – um den Massentourismus zu regulieren. Das sei der falsche Ansatz, finden manche.
Proteste Venedig
Heute kam es in Venedig (Italien) zu Protesten. Der Grund: Ab heute sollen Tagestouristinnen und -touristen für die Altstadt fünf Euro Eintritt bezahlen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Venedig muss man wegen des Massentourismus ab heute fünf Euro Eintritt bezahlen.
  • Das sei der falsche Ansatz, finden verschiedene Bewohnerkomitees und Vereine.
  • Man sollte eher schauen, dass es in der Altstadt wieder bezahlbaren Wohnraum gibt.
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In Venedig (Italien), einem der meistbesuchten Reiseziele der Welt, müssen Touristen erstmals Eintritt bezahlen. Die italienische Lagunenstadt verlangt seit heute, Donnerstag, von allen Tagesgästen zwischen 8.30 und 16 Uhr fünf Euro (4.90 Franken).

Nicht alle sind mit der neuen Regelung einverstanden. Mehrere Bewohnerkomitees und Vereine haben Proteste angekündigt und argumentieren, dass diese Gebühr das Problem nicht lösen wird.

«Fünf Euro werden niemanden abschrecken»

«Ich kann Ihnen sagen, dass fast die ganze Stadt dagegen ist», behauptet Matteo Secchi von der Aktivistengruppe Venessia.com gegenüber dem «Guardian». «Man kann keine Eintrittsgebühr für eine Stadt verlangen – sie verwandeln sie nur in einen Freizeitpark. Das ist ein schlechtes Bild für Venedig.»

Federica Toninello, Leiterin der Wohnungsvereinigung ASC, äussert sich ebenfalls kritisch: «Die Auswirkungen des Massentourismus auf eine Stadt wie Venedig wurden nicht wirklich verstanden. Fünf Euro werden niemanden abschrecken.»

Schild Demo Venedig Eintrittsgebühr
Ein Schild an einem Protest heute in Venedig: «Venedig ist nicht zu verkaufen, es muss verteidigt werden!»
Venedig Eintritt
Ab heute müssen Tagesausflüglerinnen und -ausflügler für die die Altstadt der Lagunenstadt nämlich fünf Euro Eintritt bezahlen.
Venedig
Venedig hat schon seit Jahrzehnten mit Massentourismus zu kämpfen. Die Gebühr sollte dabei helfen, diesen zu regulieren. (Archivbild)
Venedig Demo
Doch zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht damit einverstanden, aus ihrer Stadt einen «Freizeitpark» zu machen.
Venedig Vogelperspektive
Venedig ist die erste Stadt weltweit, die eine solche Gebühr einführt.

Ausserdem seien Tagesausflügler nicht das Problem. Das Problem liege eher am Mangel an bezahlbarem Wohnraum, sagt Toninello. «Was wir brauchen, sind Richtlinien zur Unterstützung der Bewohnerinnen und Bewohner, zum Beispiel Regeln zur Begrenzung von Dingen wie Airbnb

Heute leben in der Altstadt mit ihren Hunderten Kanälen keine 50'000 festen Einwohner mehr, davon die meisten im Rentenalter. Dafür gibt es mehr als 50'000 Gästebetten. Vergangenes Jahr reisten nach Schätzungen etwa 15 Millionen Besucher an.

Waren Sie schon einmal in Venedig?

Der Eintritt wird bezahlt, indem man sich über das Internet einen QR-Code besorgt und auf das Handy lädt. Andernfalls werden 50 bis 300 Euro Strafe fällig. Ausgenommen sind Einheimische, Pendler und Kinder unter 14 Jahren.

Für den heutigen Tag haben laut der Stadtverwaltung von Venedig bereits 5500 Menschen ein Ticket gebucht. Das bringt der Lagunenstadt 27'500 Franken ein.

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