Grossbritannien bekommt erstmals seit Jahrzehnten eine Ausstellung zur Künstlergruppe. Möglich macht das ein Sammlungstausch mit dem Münchner Lenbachhaus. Ein Zukunftsmodell, auch mit Blick aufs Klima?
Besucher stehen vor dem Eingang der Kunstgalerie Tate Modern. Erstmals seit Jahrzehnten widmet sich eine grosse Ausstellung in Grossbritannien der Künstlergruppe Blauer Reiter.
Besucher stehen vor dem Eingang der Kunstgalerie Tate Modern. Erstmals seit Jahrzehnten widmet sich eine grosse Ausstellung in Grossbritannien der Künstlergruppe Blauer Reiter. - Dominic Lipinski/PA Wire/dpa

Erstmals seit Jahrzehnten widmet sich eine grosse Ausstellung in Grossbritannien der Künstlergruppe Blauer Reiter. Die Tate Modern zeigt bis zum Herbst zum Beispiel Werke von Gabriele Münter, Franz Marc, Wassily Kandinsky und Marianne von Werefkin. «Expressionsts» sei die erste Ausstellung zu der Künstlergruppe seit rund 60 Jahren in Grossbritannien, teilte das Museum in London mit. Ermöglicht wird das Projekt durch einen grossen Sammlungstausch mit dem Münchner Lenbachhaus.

Rund 75 Werke werden von München an die Londoner Tate Modern ausgeliehen, im Gegenzug gingen Werke des englischen Malers William Turner nach München. Der Direktor des Lenbachhauses, Matthias Mühling, findet das ein wunderbares Projekt. Der Sammlungstausch hat für ihn auch Vorteile bei der Frage, wie man Ausstellungen nachhaltiger, also etwa weniger klimaschädlich gestalten kann.

Internationale Künstlergruppe der Klassischen Moderne

Normalerweise kämen bei einer Ausstellung viele einzelne Leihgaben aus aller Welt zusammen. «Wenn Sie dann 160 Objekte haben, dann sind das 160 Transporte», sagte Mühling in London. Hier dagegen hätten die Leihgaben gesammelt transportiert werden können über den Landweg. Nachhaltig sei das Projekt auch, weil man von den Spezialisten des anderen Hauses habe profitieren können.

Der Blaue Reiter war eine internationale Künstlergruppe, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts fand und zur Klassischen Moderne gezählt wird. Die Ausstellung in London zeigt, wie damals gesellschaftliche Konventionen, Verständnis von Kunst und geschlechtliche Identitäten hinterfragt wurden. Eine Kuratorin der Tate Modern etwa wertet Münters Bild «Kandinsky und Erma Bossi am Tisch» als frühe Darstellung von «Mansplaining», also dem Phänomen, dass Männer Frauen ungefragt Dinge erklären, die sie bereits wissen.

«Das Lenbachhaus hat die weltweit grösste Sammlung des Blauen Reiters. Und das reicht aus, um mindestens zwei Museen zu bestücken», sagte Mühling. Sie hätten so etwas schon öfter gemacht – mit Japan, den Niederlanden. Im Lenbachhaus könnten Interessierte dann mit der aktuellen Ausstellung «Der Blaue Reiter. Eine neue Sprache» eine Vertiefung bekommen.

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