Über 100 Tote bei Einsturz von Disco-Dach in Santo Domingo
Beim Einsturz des Dachs einer Diskothek in der Dominikanischen Republik kamen mindestens 113 Menschen ums Leben, 155 wurden verletzt.

Der Einsturz des Daches einer beliebten Diskothek in der Dominikanischen Republik hat mindestens 113 Menschen das Leben gekostet. 155 weitere wurden verletzt. Dies teilte der Katastrophenschutz des karibischen Urlaubslandes in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) mit.
Was zu dem Unglück in dem Club Jet Set in der Hauptstadt Santo Domingo führte, ist weiter unklar. «Wir haben die grosse Hoffnung, noch Überlebende zu finden.» Dies sagte der Leiter des Katastrophenschutzes, Juan Manuel Méndez.
Zahl der Toten steigt, Blutspenden dringend benötigt
Allerdings seien seit Dienstagnachmittag nur noch Tote geborgen worden. In örtlichen Medien hiess es, zum Zeitpunkt der Katastrophe hätten sich bis zu 700 Personen in dem Lokal aufgehalten. Die Gesundheitsbehörde rief die Bürger auf, Blut zu spenden.
Mehr als 300 Einsatzkräfte suchten unter den Trümmern nach Verschütteten. Dabei kamen auch Wärmebildkameras zum Einsatz. Mit einem grossen Kran versuchten die Retter, Teile der Dachkonstruktion zu heben. Dies, während vor dem Lokal zahlreiche Angehörige auf Nachrichten warteten, wie auf TV-Bildern zu sehen war.
Merengue-Sänger unter den Opfern
Das Unglück ereignete sich laut jüngsten Behördenangaben in der Nacht zum Dienstag gegen 00.45 Uhr (Ortszeit). Dies, als während eines Konzerts des Merengue-Sängers Rubby Pérez ein Teil des Daches auf die Feiernden stürzte. Auf Videos ist zu sehen, wie Anwesende nach oben zeigen und rufen: «Da fällt etwas runter.»
Kurz darauf ist ein lauter Knall zu hören. «Plötzlich war alles dunkel», sagte Zulinka, eine Tochter des Musikers, die als Backgroundsängerin mit auf der Bühne stand. Ihr Vater habe nach dem Einsturz noch angefangen zu singen, um die Retter in der Dunkelheit auf sich aufmerksam zu machen.
Der Sänger konnte allerdings nur tot geborgen werden. Seine Leiche sei in den Trümmern entdeckt worden, teilte die Einsatzleitung mit. Der 69-Jährige, der wegen seines Timbres «die höchste Stimme des Merengue» genannt wurde, zählte zu den Stars dieses aus der Dominikanischen Republik kommenden Musik- und Tanzstils.
Baseball-Stars sterben in den Trümmern
Unter den Toten des Unglücks waren auch die früheren Baseball-Stars Octavio Dotel (51) und Tony Blanco (43), wie der dominikanische Ligaverband mitteilte. Dotel lief in seiner Karriere als Pitcher (Werfer) für verschiedene Teams in der nordamerikanischen Profiliga Major League Baseball (MLB) auf. Blanco spielte vor allem in Japan.
«Wir sind untröstlich über den Tod von Octavio Dotel», schrieb das Team St. Louis Cardinals, mit dem er 2011 die Meisterschaft holte. «Unser tiefes Mitgefühl und Beileid gilt Octavios Angehörigen und allen, die von der Tragödie in der Dominikanischen Republik betroffen sind.»
Lokal mit modernster Tanzfläche
Auch zahlreiche andere örtliche Prominente waren laut Medienberichten in dem Lokal, das nach eigenen Angaben vor mehr als 50 Jahren gegründet wurde und «die modernste Tanzfläche des Landes» bietet.
Die dominikanische Reggaeton-Sängerin Natti Natasha sagte aus Solidarität mit den Opferfamilien ein geplantes Konzert in New York ab. «Dies ist keine Zeit zum Feiern, sondern eine Zeit, um sich im Gebet zu vereinen und der Trauer Raum zu geben», schrieb die 38-jährige Musikerin auf Instagram.
Erst im März waren bei einem verheerenden Brand in einer Diskothek in Nordmazedonien 60 Menschen ums Leben gekommen. Zu dem Unglück in der Kleinstadt Kocani, 100 Kilometer östlich der Hauptstadt Skopje, war es gekommen, nachdem eine für die Bühnen-Show eingesetzte Funkenmaschine die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet hatte.
Gouverneurin Nelsy Cruz bei Unglück ums Leben gekommen
Die Gouverneurin der Provinz Montecristi, Nelsy Cruz, kam bei dem Unglück ebenfalls ums Leben. Sie habe sich mit Liebe und Entschlossenheit für ihre Mitbürger eingesetzt, schrieb ihr Bruder, der Baseball-Profi Nelson Cruz, in einer Traueranzeige auf Instagram.
«Es gibt nicht genug Worte, um den Schmerz über dieses Ereignis auszudrücken. Was geschehen ist, war für uns alle verheerend», sagte der Besitzer der Diskothek, Antonio Espaillat, in einer Videobotschaft, die sich auch an die Angehörigen der Opfer richtete. «Wir sind bei euch und teilen euren Schmerz.»
Präsident Abinader: «Gebete gelten Familien der Betroffenen»
Staatspräsident Luis Abinader besuchte die Unglücksstelle. «Wir bedauern die Tragödie in der Diskothek Jet Set zutiefst», schrieb er auf der Nachrichtenplattform X.
«Alle Rettungskräfte leisten die notwendige Unterstützung und arbeiten unermüdlich an der Bergung. Unsere Gebete gelten den Familien der Betroffenen.» Die Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
Die an den Krisenstaat Haiti grenzende Dominikanische Republik zählt zu den beliebtesten Touristenzielen in der Karibik. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als elf Millionen Urlauber die Strände und die Kulturstätten des Landes, das selbst etwa elf Millionen Einwohner hat.