«Jetzt ist Beerenzeit», heisst es in einem Inserat von Coop in der eigenen Wochenzeitung. Dabei wird nur für ausländische Beeren geworben. Das sorgt für Kritik.
Erdbeeren Coop
Eine Person pflückt die Erdbeeren auf dem Betrieb Beerenland AG, am Dienstag, 2. Mai 2023, in Walperswil. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Coop wirbt vor der Schweizer Beeren-Saison für ausländische Beeren.
  • «Das ist eine Sauerei», ärgert sich ein Luzerner Beerenproduzent.
  • Den Titel des Inserats bezeichnet er als «Kundentäuschung».
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Schon bald beginnt in der Schweiz die Beeren-Saison: Die ersten Erdbeeren werden im April oder Mai geerntet. Die Ernte anderer Beeren folgt meist ab Juni oder im Juli.

Doch bereits jetzt wirbt Coop in einem Inserat in der eigenen Wochenzeitung mit dem Titel «Jetzt ist Beerenzeit» für Beeren. Bei den darunter beworbenen Produkten handelt es sich aber um Erdbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren aus Griechenland und Spanien. Die Detailhändlerin wirbt zudem für Johannisbeeren aus Chile.

«Das ist eine Sauerei», sagt der Beerenproduzent Heiri Gürber aus Neudorf der «Luzerner Zeitung». Den Inseratetitel bezeichnet er als «Kundentäuschung». Da müsse sich niemand mehr wundern, wenn Schweizer Konsumenten nicht mehr wüssten, wann in der Schweiz die Beeren-Saison laufe.

«In den Rücken gefallen»

Gürbers Himbeeren werden erst im Juli reif sein. Ihm und anderen Schweizer Beerenproduzenten macht aktuell das Winter-Comeback Probleme – vor allem wegen des Schnees. Dieser drücke mit seiner Last auf die Kulturen.

Coop Beeren
Dieses Inserat von Coop erzürnt Schweizer Beerenproduzenten: Darin wirbt Coop für Beeren aus Spanien, Griechenland und Chile.
Erdbeeren Coop
Das Coop-Inserat mit dem Titel «Jetzt ist Beerenzeit» kritisieren Schweizer Beerenproduzenten.
Erdbeeren
«Das ist eine Sauerei», sagt etwa ein Bauer aus dem Kanton Luzern. (Symbolbild)
Erdbeeren
«Es sollte verboten werden, Werbung für nichtsaisonale Produkte aus dem Ausland machen zu dürfen», lautet sein Fazit.
Erdbeeren
Coop wehrt sich und sagt, es handle sich um ein «Kundenbedürfnis».

Aufgrund der aktuellen schwierigen Wetter-Situation zeigt Gürber noch weniger Verständnis für das Coop-Inserat: «Wir haben mit Frost zu kämpfen, setzen möglichst wenig Pflanzenschutzmittel ein, versuchen Wasser zu sparen. Und dann wird uns derart in den Rücken gefallen. Das geht einfach nicht», ärgert sich der Beerenproduzent.

Während man in der Schweiz versuche, nachhaltig zu produzieren, würden etwa in Spanien ganze Landstriche vertrocknen. Dort würden die Beeren unter viel tieferen Auflagen angebaut und die Arbeiter schlecht bezahlt. «Es sollte verboten werden, Werbung für nichtsaisonale Produkte aus dem Ausland machen zu dürfen», lautet Gürbers Fazit.

Coop verkauft seit Jahren Beeren schon im April

Laut Coop beginnt der Verkauf von Beeren seit Jahren im April. Damit reagiere man auf ein Kundenbedürfnis. Sobald Beeren aus der Schweiz «in ausreichender Qualität und Quantität» verfügbar seien, würde man diese anbieten. «Schweizer Produkte haben für uns Priorität.»

Schauen Sie beim Kauf von Obst und Gemüse, ob gerade in der Schweiz Saison ist?

Coop habe zahlreiche Kunden, «die sich auf den Saison-Beginn der Schweizer Beeren freuen und darauf warten». Das Ziel des Inserats sei zudem nicht, die hiesigen Bauern zu verärgern.

Auch Patrick Galliker, Präsident der Vereinigung Luzerner Beerenpflanzer, findet das Inserat «sehr unglücklich formuliert». Er hält aber fest: Es sei normal, dass Beeren importiert und vor den inländischen in den Filialen angeboten werden. Dennoch «sind wir natürlich um jeden Einzelnen froh, der auf die einheimischen Beeren wartet».

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