Tausende verfolgen den Streit von Brian Keller und Skorp808 in den sozialen Medien. Experten warnen: Gerade junge Männer würden sie teils idealisieren.
Hier wird Skorp808 angegriffen. Beim Täter soll es sich um Brian handeln. - Telegram / Skorp808

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Streit zwischen Brian Keller und Skorp808 eskaliert: Beide sind nun wieder in U-Haft.
  • Den Streit verfolgten Tausende auf Social Media. Gerade junge Männer sind fasziniert.
  • Das kann auch gefährliche Folgen haben – denn die Videos präsentieren Gewalt als Lösung.
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Mit mehreren Fausthieben schlägt Brian Keller auf Tiktoker Skorp808 ein – und befördert sich selbst damit zurück in Untersuchungshaft. Der berühmte Häftling hat seinem «Feind» dabei das Jochbein gebrochen.

Mittlerweile sitzt aber auch dieser hinter Gittern. Der Grund: «Verdacht auf Drohungen und weitere Delikte», schreibt die Staatsanwaltschaft.

Der Konflikt der beiden «Crimefluencer» hat sich über Monate in den sozialen Medien aufgebaut. Nach Morddrohungen gegenüber Skorp wurde der Tiktok-Account von Brian gesperrt – also machte er auf Instagram weiter. 14'000 Follower verfolgten den Streit auf der Plattform. Die Videos gegen Skorp haben zehnmal so viele Kommentare wie zum Beispiel Videos zu Brians Boxerkarriere.

Brian
Brian soll den Tiktoker Skorp808 angegriffen und verletzt haben.
Brian
Tausende verfolgten den Streit auf den sozialen Medien.
Dirk Baier
Gerade junge Männer, die sonst nicht viel zu tun haben, seien davon fasziniert, sagt Soziologe Dirk Baier.
Stefan Caduff
Diese jungen Männer können dadurch auch negativ beeinflusst werden, sagt Medienexperte Stefan Caduff.
Brian Keller
Caduff: «Solche Influencer definieren Gewalt als legitime Lösungsstrategie.»

Wer ist dieses Publikum, das so fasziniert scheint von Gewaltandrohungen?

Es handle sich um «junge Menschen, insbesondere junge Männer, die sonst nicht viel im Leben haben», sagt Soziologe Dirk Baier. Er ist Kriminologe und Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Bei diesem Streit könnten junge Männer einen Konflikt zwischen «echten Männern», wie sie es auch gerne wären, verfolgen, meint Baier. Mit «echten Männern» seien junge Männer gemeint, die eine Art kriminellen Lebensstil führen und ihre Gegner direkt angreifen.

«Brian und Skorp sehen beide auch attraktiv aus»

Für diese Jugendlichen würden Brian und Skorp auch eine gewisse Vorbildfunktion übernehmen, erklärt Stefan Caduff. Er ist Medienexperte und Mitinhaber von Sapia, einer Institution für Medienpsychologie in Luzern.

Caduff: «Brian und Skorp sehen beide auch attraktiv aus – sie sind für manche Männer auch ein physiologisches Idol. Ausserdem lassen sich die beiden nichts gefallen und setzen sich für sich selbst ein.» Auch das sei etwas, was für junge Männer sehr attraktiv scheint.

Folgst du Brian Keller auf Instagram oder Tiktok?

Das ist problematisch. Dirk Baier: «Diese Idee des Rechts des Stärkeren hat bei manchen jungen Leuten leider hohe Attraktivität. Und das wird hier vorgelebt.»

Diesen Punkt kritisiert auch Stefan Caduff: Gewalt sei die einfachste Lösungsstrategie – und eigentlich immer eine Schwäche im Bereich Konfliktlösung. Aber: «Solche Influencer definieren Gewalt als legitime Lösungsstrategie.» Caduff warnt: «Es kann sein, dass solche Videos der entscheidende Faktor sind, dass jemand Gewalt ausübt.»

Teenies schauen Brian für die «unangenehme» Stimulation – «wie Horrorfilm»

Obschon beide Experten vor negativer Beeinflussung warnen, relativieren sie. Längst nicht alle würden Brian und Skorp idealisieren. «Es gibt Jugendliche, die das mitverfolgen, aber nur als Zuschauende, weil es die Gleichaltrigen auch tun», meint Dirk Baier. Fast täglich gebe es in dem Konflikt etwas Neues – darüber informiert zu sein, bedeute, mitreden zu können.

Ausserdem seien solche Geschichten gefüllt mit Emotionen, erklärt Stefan Caduff. Jugendliche würden den Brian-Skorp-Konflikt aus dem gleichen Grund verfolgen, aus dem sie Horrorfilme schauen: Sie «suchen emotionale Stimulation auch im unangenehmen Bereich».

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