Interdiscount will mit einer neuen Kampagne auf sich aufmerksam machen. Dabei nimmt das Unternehmen auch einen Sexismus-Shitstorm in Kauf.
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Für diese Werbung erhält Interdiscount einen Sexismus-Shitstorm. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Interdiscount wirbt mit dem Spruch «mehr Service als Ihre Ex».
  • Damit hat der Elektrohändler Sexismus-Kritikerinnen und -Kritiker auf den Plan gerufen.
  • Auch Star-Werber Frank Bodin schiesst gegen Interdiscount.
  • Die Coop-Tochter betont, dass sie niemanden habe diskriminieren wollen.
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«Wir bieten mehr Service als Ihre Ex.» Mit diesem Spruch wirbt Interdiscount seit Neustem für seine Beratung. Doch die Werbung zieht für den Elektronikhändler einen Shitstorm auf Linkedin nach sich.

«Wer hat dieses misogyne Sujet in der Endkontrolle durchgewunken?», wundert sich ein User.

Misogyn ist der Fachbegriff für «frauenfeindlich».

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Interdiscount spielt die Kampagne an verschiedenen Orten aus.
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Der Spruch ist aber für viele problematisch.
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Die Coop-Tochter gibt an, niemanden diskriminieren zu wollen.

Der User erklärt, dass damit impliziert werde, dass der Service von Interdiscount besser sei als jener «einer durchschnittlichen Ex-Freundin».

«Welcher Art dieser Service sei», überlasse der User «der spitzfindigen Interpretation» der Leserin oder des Lesers.

Der Slogan sei weder «lustig» noch «ironisch», kritisiert der User weiter. «Sondern widerspiegelt einfach nur die Realität von viel zu vielen Frauen, die sich dieser Erwartung tagtäglich stellen müssen.»

Beitrag verbreitet sich wie ein Lauffeuer

Die Kritik ist keine Einzelmeinung. Innerhalb eines Tages gibt es über 380 Reaktionen und knapp 70 Kommentare unter dem Beitrag auf Linkedin.

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Während zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer die Sexismus-Kritik unterstützen, erhält der Händler von manchen auch Rückendeckung. «Wer sich über so etwas empört, hat echte Probleme», schreibt jemand stellvertretend.

Interdiscount selbst windet sich heraus – und krebst nach der Kritik zurück!

Sprecherin Salome Balmer erklärt auf Anfrage von Nau.ch: «Die Headline ‹Wir bieten mehr Service als Ihre Ex.› soll auf unsere Mitbewerber abzielen, welche Verkaufsstandorte schliessen oder sich aus dem Markt zurückziehen.»

Unterhalb werde aufgeführt, wofür Interdiscount stehe. «Mit dieser Aussage wollten wir niemanden diskriminieren und bitten um Entschuldigung.»

Interdiscount krebst zurück

Die Coop-Tochter kündigt nach der Sexismus-Kritik sogar an: «Das Sujet wird überall entfernt.»

Damit verbleiben sechs Sujets in der aktuell laufenden Kampagne, die an verschiedenen Orten ausgespielt werden. Darin soll auf die Filialen, Services, Beratung und dem «Omnichannel-Ansatz» hingewiesen werden.

Sprecherin Salome Balmer sagt: «In einem hart umkämpften Markt mit vielen Veränderungen gehen wir in die Offensive und machen auf uns aufmerksam.»

Dieses Ziel hat Interdiscount definitiv erreicht.

Star-Werber Frank Bodin schiesst gegen Interdiscount

Und eine Rüge von einem der renommiertesten Schweizer Werber gibt es obendrauf. Sexistisch sei der Spruch zwar nicht, sagt Frank Bodin gegenüber Nau.ch

Die Doppeldeutigkeit zeuge jedoch von wenig Respekt. «Egal ob damit eine Verflossene gemeint ist oder ein Mitkonkurrent.»

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Star-Werber Frank Bodin. - zvg

Vor allem aber sei die Schlagzeile «sprachlich kreuzfalsch», moniert Bodin. «Wenn schon, müsste es ‹mehr Services› heissen – das ‹mehr› verlangt nach einer Mehrzahl – oder ‹einen besseren Service›.»

Und Bodin doppelt nach: «Interdiscount wäre gut beraten, künftig den Service von professionellen Werberinnen oder Werbern in Anspruch zu nehmen.»

Hat interne Qualitätskontrolle versagt?

Auch Marketing-Experte Felix Murbach sagt zu Nau.ch: «Die Plakatkampagne von Interdiscount löst grosses Unverständnis und Kopfschütteln aus.» Interdiscount habe wohl versucht, mit dieser Kampagne lustig zu sein, wobei die eigentliche Botschaft verloren gehe, so der Experte.

Felix Murbach
Marketing-Experte Felix Murbach - zvg

«Es fehlt an Sensibilität, Respekt und polarisiert sehr stark, so dass die aktuelle Shitstorm-Welle nicht überrascht», sagt er. Die interne Qualitätskontrolle habe in diesem Fall «scheinbar nicht funktioniert».

Sein Appell: «Jetzt heisst es, die Schadensbegrenzung so rasch als möglich anzugehen um so das verloren gegangene Vertrauen wieder zurück zu gewinnen.»

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