Jürg Läderach und seine «Christliche Schule Linth» stehen unter Druck. Eine SRF-Doku wirft grosse Schatten auf den Namen.
christliche schule srf
Die Christliche Schule Linth, wo Ex-Chocolatier Jürg Läderach als Prediger tätig war. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jürg Läderach und seine Schule im Kanton St.Gallen stehen in der Kritik.
  • Ehemalige Schüler werfen den Verantwortlichen Züchtigung und Missbrauch vor.
  • Läderach bestreitet die Vorwürfe.
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Die «Christliche Schule Linth», ehemals bekannt als «Domino Servite», steht unter Beschuss. Jürg Läderach, ein prominenter Chocolatier und Mitbegründer der Schule, wird beschuldigt, Schüler mit einem Gurt gezüchtigt zu haben. Läderach ist sich keiner Schuld bewusst und bestreitet die Vorwürfe vehement.

Zusammen mit Weggefährten übernahm Jürg Läderach 1995 den «Hof Oberkirch» in Kaltbrunn. Dort gründeten sie gemeinsam eine Freikirche und eine christliche Privatschule mit Internat. Die Schüler sollten zur «Ehrfurcht vor dem dreieinigen Gott erzogen werden». Das steht auch heute noch in den Statuten der aktuell von 48 Kindern besuchten Schule.

War Ihnen die Christliche Schule Linth vor der SRF-Doku ein Begriff?

Trotz Gerüchten über mutmassliche Züchtigungen konnte die Aufsichtsbehörde des Kantons St.Gallen keine Beweise finden. Jürg Raschle vom Bildungsdepartement erinnert sich gegenüber SRF: «Es hatten alle Zweifel, aber man ist ihnen nie auf die Schliche gekommen».

Schlagrituale sogar gepredigt

Vor rund zweieinhalb Jahren begann das SRF-Team mit Recherchen zur «Christlichen Schule Linth». Ehemalige Schüler meldeten sich und berichteten von ihren Erlebnissen. Ein Bericht, der von der Schule in Auftrag gegeben wurde, bestätigt viele dieser Aussagen.

Erwähnt werden Schläge aller Art, Schlagrituale und sogar sexuelle Grenzüberschreitungen. Anita H., eine ehemalige Schülerin, sagt: «Das haben alle gewusst, dass Kinder geschlagen werden. Das wurde auch gepredigt».

Läderach Schockolade
Lange Zeit stand Läderach in der Schweiz für leckere Schokolade – das wird nun überschattet.
Christliche Schule Linth
Die Christliche Schule Linth, wo Jürg Läderach als Prediger tätig war.
Gürtel
Dabei wurden die Kinder gezüchtigt und geschlagen, oft auch mit Gürtel.

Mehrere ehemalige Schüler behaupten, dass Jürg Läderach Mitschüler mit seinem Gurt gezüchtigt habe. Joel W., ein weiterer ehemaliger Schüler berichtet dem Fernsehsender: «Man musste sich übers Bett bücken, die Hose herunterlassen und dann gab es Schläge».

Läderach dementiert – und droht

Jürg Läderach dementiert die Vorwürfe in einer notariell beglaubigten Erklärung vehement. Er habe, so schreibt er, nie Schülerinnen und Schüler geschlagen oder anderweitig misshandelt. Demnach bedaure er diese Ereignisse sehr.

Einige ehemalige Schüler der Schule zweifeln diese Erklärung an. Gegenüber SRF sagt eine ehemalige Schülerin: «Sie entschuldigen sich für etwas, was sie angeblich nicht gesehen haben. Aber sie entschuldigen sich nicht dafür, dass sie es gemacht haben. Und sie haben mitgemacht, jeder Einzelne von ihnen.»

Weiter droht der Chocolatier mit rechtlichen Konsequenzen gegenüber Personen, die solche Behauptungen aufstellen. Eine Betroffene, die im Film spricht, wurde von Läderach im Vorfeld gar angezeigt.

Vorerst keine Untersuchung

Das St. Galler Bildungsdepartement zeigt sich nach den beim Schweizer Fernsehen erhobenen schweren Vorwürfen gegen eine Christliche Schule in Kaltbrunn SG zurückhaltend. Die Situation sei aus Datenschutzgründen blockiert, schrieben die Behörden auf Anfrage der Presseagentur Keystone-SDA.

Jürg Raschle
Auch Jürg Raschle, der Generalsekretär des Bildungsdepartements, spricht in der SRF-Doku über die Ereignisse. - Screenshot SRF

Das Bildungsdepartement des Kantons St. Gallen kündigte in der Ausstrahlung an, nach den SRF-Recherchen selbst einen Untersuchungsbericht in Auftrag geben zu wollen. «Seit jenem Statement sei es fraglich geworden, ob dieser Schritt gemacht werden könne.»

Die Behörden müssten dafür einen Opferruf machen und zu diesem Zweck die Adressen der Betroffenen erhalten. Anfragen dazu seien jedoch von den Datenbesitzern abgelehnt worden. Die Situation sei deshalb blockiert. Das weitere Vorgehen werde nun geprüft.

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