Die Palästina-Proteste an Schweizer Unis haben eine neue Eskalationsstufe erreicht. Forscher, die mit Israel zusammenarbeiten, werden öffentlich blossgestellt.
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Palästina-Demonstranten in Lausanne. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Forschende mit Israel-Bezug werden in Lausanne öffentlich angeprangert.
  • Palästina-Aktivisten haben eine entsprechende Liste veröffentlicht.
  • Auch Google-Angestellte fordern den Stopp eines Projekts mit Israel.
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Aktivisten der Universität Lausanne haben eine Liste mit Namen aller Uni-Angehörigen veröffentlicht, die mit Forschenden in Israel zusammenarbeiten. Dies, nachdem die Hochschule aus der Sicht der Pro-Palästina-Demonstranten zu wenig transparent war.

So richtig überzeugend ist diese Auflistung der entsprechenden Personen und Projekte jedoch nicht. Der Clou: Bei keiner der Forschungsarbeiten sei ein Zusammenhang mit dem Krieg oder der israelischen Politik erkennbar, schrieb die «SonntagsZeitung».

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Die Universität Lausanne wurde von Pro-Palästina-Aktivisten besetzt.
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Die Forderungen der Krawallmacher wurden aus deren Sicht nicht genügend erfüllt.
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Deshalb veröffentlichten die Israel-Gegner nun selbst eine Liste von Forschern, die einen Israel-Bezug haben.

Gegenüber der Zeitung äussern sich nur wenige Personen, die ins Visier geraten sind, zu der ominösen Liste. Eine Forscherin schreibt aber, dass sie eigentlich die Anliegen des Pro-Palästina-Protests unterstützen würde. Nach einem Gespräch mit den Aktivisten hätten sich diese bei ihr entschuldigt.

Die Universität Lausanne selbst liess eine Anfrage zu dem Thema demnach unbeantwortet. Entsprechend ist unklar, ob sie gegen den Israel-Pranger vorgehen will.

Hast du Verständnis für die Pro-Palästina-Proteste an Schweizer Universitäten?

In Lausanne waren die Pro-Palästina-Proteste im Vergleich zu denjenigen an anderen Unis besonders intensiv. Anfang Mai wurde das Gelände besetzt – am vergangenen Mittwoch endete die Besetzung schliesslich. Im Rahmen der Aktion wurden antisemitische Parolen geäussert. Beispielsweise wurde Israel das Existenzrecht abgesprochen – auch ein Boykott-Aufruf gegenüber israelischen Wissenschaftlern ist höchst problematisch.

Die Uni Lausanne und die Demonstranten konnten sich teilweise einigen. Einen Abbruch der akademischen Zusammenarbeit mit Israel lehnte die Hochschule jedoch ab.

Google-Angestellte protestieren gegen eigenen Konzern

Google-Mitarbeitende in Zürich haben derweil den Stopp des umstrittenen KI-Projekts Nimbus gefordert.

«Google baut Werkzeuge, die im Krieg Menschenleben fordern», sagte ein Zürcher Mitarbeiter der «SonntagsZeitung». Google verstärkte demnach die Zusammenarbeit mit Israel nach der Eskalation des Gaza-Kriegs.

Nimbus ist ein 1,2-Milliarden-Dollar Vertrag zwischen Israel, Google und Amazon. In den USA kam es deswegen bereits im April zu Protesten. Im Zuge dessen verloren 50 Google-Angestellte, die an den Demos teilnahmen, ihren Job.

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Das Bürogebäude von Google in Zürich. - Keystone

In der Schweiz wird nun also ebenfalls ein Stopp des Projekts gefordert. Zumindest sollte Transparenz herrschen, wo genau die entsprechenden Produkte eingesetzt werden, so die Forderung.

Mitte April hat sich Google-Chef Sundar Pichai klar zu solchen Protesten geäussert. Google sei eine Firma und kein Ort, um über Politik zu diskutieren.

Die SVP verlangte vom Bundesrat, die Hintergründe der Besetzungen an Schweizer Universitäten aufzuarbeiten, wie die «NZZ am Sonntag» schrieb. Es soll etwa untersucht werden, welche in- und ausländischen Netzwerke hinter den Protesten stehen.

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