Der Missbrauchs-Skandal im Rahmen der Katholischen Kirche schlägt hohe Wellen. Immer mehr Menschen verlieren den Glauben in die Institution – und treten aus.
Kirche
Nach dem Missbrauchsskandal treten immer mehr Menschen aus der Kirche aus. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Katholische Kirche steckt nach Enthüllungen der Universität Zürich in der Krise.
  • Immer mehr Menschen entscheiden sich, aus der Kirche auszutreten.
  • Das tun auch Gläubige, die lediglich an der Institution zweifeln.
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Stefan Amrein aus Sursee ist der Kopf von «Kirchenaustritt Schweiz». Auf seiner Webseite stellt er ein kostenloses Formular zur Verfügung, mit dem Menschen ihren Austritt aus der Kirche erklären können. Für 29 Franken übernimmt sein Verein die Abwicklung des Austrittsprozesses.

Das Angebot boomt in diesen Tagen – nach den Missbrauchsmeldungen über die Kirche.

«Zehn Mal höhere Zugriffszahlen»

Zwar würden «die meisten das kostenlose Formular» nutzen, welches man ausdrucken und der Kirche zuschicken kann. Die kostenpflichtigen Exemplare würden von jenen genutzt, die beim Austritt nichts mit der Kirche zu tun haben wollen. So äusserte sich der Kirchenaustritt-Schweiz-Gründer am Samstag gegenüber «Watson».

Auf Nau.ch-Anfrage bestätigt Amrein, dass die Nachfrage auch heute Montag noch unverändert hoch ist.

Die Nachfrage nach seinem All-inclusive-Service steige immer dann an, wenn ein Skandal in den Medien publik wird: «In den letzten vier Tagen war die Nachfrage so hoch wie noch nie», sagt Amrein. Genauere Zahlen kann er nicht nennen. Das Gratisformular verzeichnete jedoch bis zu zehn Mal höhere Zugriffszahlen.

Schockierende Studienergebnisse

Grund für den Ansturm ist die neueste Studie der Universität Zürich. Diese deckte den sexuellen Missbrauch im Umfeld der Katholischen Kirche auf. Die Ergebnisse brachten die Hotline von Kirchenaustritt Schweiz förmlich zum Glühen. Viele Menschen entschieden sich nach Bekanntwerden dieser Ergebnisse für den Austritt.

Kirche Innenraum
Die Katholische Kirche steckt aktuell in der Krise. (Symbolbild)
Studie zu Missbrauch
Diese Studie offenbart die unrühmliche Seite der Institution.
Vertreter der Kirche
Nun müssen Vertreter der Kirche konkrete Verbesserungsvorschläge auf den Tisch bringen.
Konferenz zum Skandal
In verschiedenen Konferenzen bespricht nun die Kirche die Ergebnisse der Studie wie hier in St. Gallen.

Laut den Forschungsergebnissen wurden 1002 widerrechtliche Fälle festgehalten. Dabei handelt es sich um Fälle des sexuellen Missbrauchs sowie der systematischen Vertuschung. Meist wurden die Taten von Priestern begangen.

Viele glauben nicht mehr an die Institution

Viele Austretende würden zwar weiterhin an Gott glauben – aber nicht mehr an die Katholische Kirche als Institution. «Die grosse Mehrheit hat im Alltag keine Berührungspunkte mehr mit der Kirche», so Amrein.

Haben Sie über einen Kirchenaustritt nachgedacht?

Stefan Amrein gründete den Verein 2010 nach seinem eigenen Austritt aus der Kirche. Trotz Kritik und Vorwürfen der Kirchen an seiner Person bleibt er standhaft: «Ich bin nicht sicher, ob die Kirche in ihrer aktuellen Situation das Recht hat, über Moral zu urteilen.»

Schon in den letzten Jahren sind immer mehr Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten. 2021 wurde mit über 34'000 Austritten ein neuer Rekord aufgestellt. Die Zahlen für das Jahr 2022 werden voraussichtlich im Oktober veröffentlicht.

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