Drei Mitarbeiter des Sonderschulheims Mancy in Genf wurden festgenommen. Sie sollen einer Jugendlichen nicht verschriebene Medikamente gegeben haben.
Medikamente Mancy
Medikamente (Symbolbild). - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Drei Mitarbeiter des Sonderschulheims Mancy in Genf sind wurden verhaftet.
  • Sie sollen einer betreuten Jugendlichen nicht verschriebene Medikamente gegeben haben.
  • Schon seit einiger Zeit steht das Heim wegen Misshandlungen in den Schlagzeilen.
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Drei Mitarbeiter des Sonderschulheims Mancy für autistische Jugendliche in Genf sind festgenommen worden. Das Heim geriet schon früher wegen Misshandlungen in die Schlagzeilen.

Ihnen wird vorgeworfen, einer Bewohnerin Medikamente verabreicht zu haben, die ihr nicht verschrieben worden waren. Damit hätten sie deren Gesundheit, wenn nicht gar Leben in Gefahr gebracht, teilte die Genfer Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.

Grosser Skandal um Genfer Heim

Das Heim Mancy in Collonge-Bellerive steht in Genf im Mittelpunkt eines Skandals. Medien brachten mutmassliche Misshandlungen von Heimbewohnern durch Betreuer ans Tageslicht. Die Behörden leiteten daraufhin eine Untersuchung ein. Zudem erstattete das Erziehungsdepartement wegen mutmasslicher Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht Strafanzeige.

Die Genfer Staatsanwaltschaft teilte am Dienstag mit, dass im Heim Mancy am Montag Hausdurchsuchungen durchgeführt wurden. Gleichzeitig wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft drei Angestellte der Einrichtung festgenommen und von der Polizei einvernommen.

Handschellen
Einem Mann werden Handschellen angelegt. (Symbolbild) - Pixabay

Einer der in Frankreich lebenden Mitarbeiter wurde nach seiner Anhörung wieder freigelassen. Die anderen beiden sollten am Dienstag von Staatsanwältin Victoria de Haller einvernommen werden, der die Akte anvertraut wurde. Für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

Ende Januar hatten die Zeitung «Le Temps» und das Onlineportal Heidi.news über Einzelheiten der mutmasslichen Misshandlungen berichtet. Demnach sollen Kinder und Jugendliche eingesperrt, auf den Boden geworfen, in ihren Exkrementen zurückgelassen oder an ihren Kleidern von einem Raum in den anderen geschleppt worden sein. Auch sei Heimbewohnern wiederholt das Essen vorenthalten worden.

Anne Emery-Torracinta
SP-Frau Anne Emery-Torracinta. - Keystone

Die Vorsteherin des Genfer Erziehungsdepartements Anne Emery-Torracinta (SP) räumte ein, dass das Erziehungsdepartement bei der Erfüllung seiner Aufgabe versagt habe. Der Fall hat auch politische Auswirkungen. Eine Subkommission des Genfer Grossen Rates wurde damit beauftragt, die Missstände in dem Heim aufklären.

Das Sonderschulheim Mancy in Collonge-Bellerive wurde im Juni 2018 eröffnet. Es bietet Platz für zehn Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren, die an Autismus und anderen geistigen Einschränkungen leiden. Das Heim steht unter der Schirmherrschaft des Kantons.

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