Jörg Büchi ist Junglandwirt und Agronom und publiziert auf Instagram Videos rund um seine Arbeit als Landwirt. Nun macht er seinen Lohn öffentlich.
Bauer Hof Zürich
Er hat Freude am Beruf trotz einem prekärem Einkommen: Jörg Büchi (28) auf seinem Hof in Elgg ZH. - Instagram

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Zürcher Bauer will aufzeigen, dass sein Beruf alles andere als rosig gebettet ist.
  • Jörg Büchi mit Hof in Elgg ZH hat darum seine Einkommenssituation offengelegt.
  • Der Junglandwirt kommt auf einen Stundenlohn von gerade einmal 8,30 Franken.
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Jörg Büchi ist Junglandwirt und Agronom und publiziert auf Instagram und Youtube Videos rund um seine Arbeit. Nun hat der Zürcher Bauer sich gegenüber «SonntagsZeitung» bereit erklärt seine Einkommenssituation offenzulegen. Damit will der 28-Jährige zeigen, dass die Bauern trotz der Subventionen alles andere als rosig gebettet sind.

Büchi hat vor drei Jahren den Hof seiner Eltern in Elgg ZH übernommen. Mit rund 30 Hektaren Landwirtschaftsfläche und 30 Kühen entspricht sein Betrieb ziemlich genau dem Durchschnitt im Schweizer Mittelland.

Sollten Bauern mehr Subventionen erhalten?

Für seine Berechnung orientiert sich der Junglandwirt deshalb an den Daten von Agroscope. «Die stimmen mit meinem Betrieb ziemlich gut überein», sagt er. Agroscope ist das landwirtschaftliche Forschungszentrum des Bundes und veröffentlicht jährlich detaillierte Zahlen zur wirtschaftlichen Situation der Schweizer Bauern.

Ein Milchbetrieb wie jener von Büchi erzielt demnach inklusive Direktzahlungen (Subventionen) einen Umsatz von rund 250'000 Franken. Den Grossteil seiner Einnahmen – rund 180'000 Franken – generiert er durch den Verkauf von Milch. Etwas mehr als 50'000 Franken kommen durch die Subventionen rein, der Rest vor allem durch den Pflanzenanbau.

«Bin gezwungen, die Schulden rasch zu reduzieren»

Im Durchschnitt verzeichnet eine Bauernfamilie in der Schweiz nach Abzug sämtlicher Kosten einen Gewinn von 79'700 Franken. Dabei sind die Löhne der Familienmitglieder aber noch nicht eingerechnet. Im Durchschnitt arbeiten 1,34 Familienmitglieder auf dem Hof mit. Laut Agroscope ergibt sich daraus ein durchschnittlicher «Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft» von 56’100 Franken.

Büchi sagt, dass sei bei ihnen etwa ähnlich. Ein Betrag von 79'700 Franken für eine Familie wirkt auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Doch der Junglandwirt betont: «Die Zahl täuscht. Den meisten Bauern – auch mir – bleibt viel weniger zum Leben.» Der Junglandwirt erwähnt etwa Investitionen und die Abzahlung von Schulden.

Zürcher Bauer Jörg Büchi
Für Jörg Büchi ist Landwirt, der schönste Beruf überhaupt. - Instagram

Büchi ist nämlich wie viele Jungbauern hoch verschuldet. Er hat seinen Eltern den Betrieb vor drei Jahren abgekauft. Zwar werden Höfe innerhalb der Familie nicht zum Marktwert abgegeben, sondern zum deutlich tieferen «Ertragswert». Der Betrag ist aber noch immer beträchtlich. Kürzlich erwarb er zudem ein Stück Land, das er zuvor gepachtet hatte.

Einen Teil der Investitionen konnte er dank eines zinslosen Starthilfedarlehens des Bundes stemmen. Dieses muss er innerhalb von zehn Jahren zurückzahlen. Er belegte zudem den Hof mit einer Hypothek und hat Schulden bei den Eltern. Er betont: «Ich bin gezwungen, die Schulden rasch zu reduzieren, sonst erhalte ich für künftige Investitionen keinen Kredit mehr.»

«Ich will ja auch nicht jammern...»

Nach Abzug der Zinszahlungen und des Schuldenabbaus blieben Büchi im letzten Jahr nur noch etwas mehr als 28'000 Franken übrig. Bei Mithilfe seiner Eltern ergibt das einen Netto-Verdienst pro Familienarbeitskraft von 22'000 Franken.

Büchi: «Ich arbeite 63 Stunden pro Woche – im Sommer etwas mehr, im Winter etwas weniger. Und ich mache zehn Tage Ferien.» Für einen Extraverdienst ist er einige Stunden pro Woche extern in einem Treuhandbüro tätig. Diese Zeit zieht er ab, um den Stundenlohn auf dem Hof zu berechnen.

Jörg Büchi Bauer Zürich
Jörg Büchi ist Junglandwirt und Agronom und publiziert auf Instagram und Youtube Videos rund um seine Arbeit als Landwirt. - Instagram

«Ich arbeite hier für 8,30 Franken pro Stunde», lautet das Resultat. Erwähnenswert: Büchis Wohnung gehört zum Hof, er zahlt also keine Miete. Würde man eine fiktive Miete von 12'000 Franken hinzurechnen, käme er auf einen Stundenlohn von 12,70 Franken.

Büchi betont, dass ihm klar sei, dass man diesen Lohn nicht eins zu eins mit jenem eines Angestellten vergleichen könne. «Ich will ja auch nicht jammern, sondern aufzeigen, dass wir nicht die Subventionsabzocker sind, als die wir oft dargestellt werden.»

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