Vitol hat 2023 im Vorjahresvergleich einen Fünftel an Umsatz eingebüsst. Grund dafür waren insbesondere die nachlassenden Preise an den Energiemärkten.
Vitol-Gruppe Glencore
Logo der Vitol-Gruppe. (Archivbild) - Keystone
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Die Einnahmen des Rohstoffhändlers Vitol gingen laut einem Communiqué vom Dienstag um rund 20 Prozent auf 400 Milliarden US-Dollar zurück. Allerdings hatte das Unternehmen mit Sitz in Genf im Jahr davor den Umsatz noch beinahe verdoppelt (auf 505 Milliarden USD), dies wegen der hohen Ölpreise und dem wachsenden Gas- und Stromgeschäft.

2023 lieferte das Unternehmen 546 Millionen Tonnen Öläquivalente, was einem Anstieg um 4 Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht. Dieser Anstieg sei in erster Linie auf den Anstieg der Gas- und Flüssiggas-Mengen zurückzuführen.

Im Berichtsjahr hätten sich die geopolitischen Unruhen des Vorjahres fortgesetzt, wird Vitol-CEO Russell Hardy in der Mitteilung zitiert. «Gleichzeitig liess die Volatilität auf den Energiemärkten aber nach und die Preise fielen von früheren Höchstständen zurück», so der Firmenchef.

Ausserdem sei nicht zu unterschätzen, dass die Marktteilnehmer «die weltweiten Handelsströme neu strukturiert» hätten. «Die Umleitung von 5 Millionen Barrel russischen Rohöls pro Tag und die Umlenkung europäischer Erdölprodukte nach Indien und China verdrängte Ströme, die sich eine neue Heimat suchen mussten», sagte er.

Hardy: Europa musste sich in anderen Ländern umsehen

Im Gassektor seien 120 Milliarden Kubikmeter russisches Pipeline-Gas, das früher nach Europa floss, durch zusätzliches Flüssigerdgas (LNG) in Höhe von 62 Milliarden Kubikmeter «und einen erheblichen Nachfrageausfall» ersetzt worden. Die Menge an LNG, die im Jahr 2023 nach Europa gebracht wurde, hätte 13 Jahre vorher, also im Jahr 2010, noch die Hälfte des gesamten Weltverbrauchs an LNG ausgemacht. «Das verdeutlicht die rasche Entwicklung dieses Marktes.»

Weil keine russischen Energieträger mehr nach Europa fliessen, musste sich Europa laut Hardy in anderen Ländern umsehen. Durch die Umleitung russischer Produkte und die Angriffe der Huthi-Rebellen im Suezkanal stiegen jedoch die Transportdistanzen und damit verbunden auch die Preise für den Schiffstransport. Vitol rechne «kurzfristig mit einem weiterhin angespannten Markt und einem anhaltenden Druck auf die europäischen Raffinerien».

«Längerfristig haben wir unseren Ausblick revidiert und den Höhepunkt der Ölnachfrage um einige Jahre auf die frühen 2030er Jahre verschoben», schreibt der Rohstoffhändler. Dies, weil sich die Einführung von Elektrofahrzeugen verlangsame und die Ölnachfrage einiger Entwicklungsländer nach Einschätzung von Vitol höher sein könnte als erwartet.

Erholung bei Flugzeugtreibstoff länger gedauert

Im vergangenen Jahr lag die Nachfrage nach Öl gemäss Communiqué wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie. Bei einigen Produkten wie etwa Flugzeugtreibstoff habe die Erholung allerdings länger gedauert.

Die Rohöl- und Produktmengen gingen um 1,6 Prozent auf 349 Millionen Tonnen oder 7300 Fässer Öl pro Tag zurück. Dabei sei der Rückgang der Rohölmengen von 10 durch einen Anstieg der Benzin- und Gasölmengen teilweise ausgeglichen worden.

Für das laufende Jahr erwarte Vitol nun einen Anstieg der Nachfrage nach Raffinerieprodukten um 1500 Fässer Öl pro Tag, sodass die Gesamtnachfrage nach Öl auf fast 105'000 Fässer Öl pro Tag steigen werde.

Die Erdgas- und LNG-Mengen stiegen den Angaben zufolge um 19 beziehungsweise 24 Prozent. «Wir sehen Erdgas mittelfristig weiterhin als einen Übergangsbrennstoff, der die Kohle in der Stromerzeugung verdrängt und eine notwendige Ergänzung zur intermittierenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien darstellt», so die Unternehmensführung.

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