Volker Schlöndorff gilt als einer der grössten deutschen Regisseure. Heute feiert er seinen 85. Geburtstag – und erzählt, worüber er nachdenkt.
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Regisseur Volker Schlöndorff Mitte März 2024. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der «Die Blechtrommel»-Regisseur Volker Schlöndorff wird heute 85 Jahre alt.
  • Noch heute fragt er sich, was er bei einigen Filmen falsch gemacht hat.
  • Wenn er nachts nicht schlafen kann, verfilmt er im Geiste zwei besondere Werke.
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Spätestens die Verfilmung der «Blechtrommel» von Günter Grass hat den Regisseur Volker Schlöndorff unter die Bekanntesten seiner Zunft katapultiert: Nach der Erstausstrahlung im Jahr 1979 gewann der Film einen Oscar, die Goldene Palme, den Deutschen Filmpreis und weitere Auszeichnungen.

Nun wird der oscarprämierte Regisseur 85 Jahre alt und blickt zurück auf die Zusammenarbeit mit grossen Schriftstellern: «Ich bin immer mit Autoren gut ausgekommen, jedenfalls mit Lebenden», sagt Schlöndorff dem «NDR».

Er erläutert: «Gescheitert bin ich an Toten, weil ich mit denen nicht reden konnte. Ich betrachte mich als teils gescheitert an Proust und voll gescheitert an Kleist.»

«Man setzt sich mit den Sachen auseinander, die nicht gelungen sind»

Noch heute fragt er sich: «Was war eigentlich mit ‹Eine Liebe von Swann› oder was war mit Heinrich von Kleists ‹Michael Kohlhaas›? Was habe ich da falsch gemacht?»

Über seine Erfolge zu sprechen, interessiert den Regisseur nicht sonderlich. «Auseinandersetzen tut man sich ein Leben lang mit den Sachen, die einem nicht gelungen sind. Und die man gern noch mal machen möchte», so Schlöndorff.

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Die Zusammenarbeit zwischen Günter Grass, dem Autor der «Blechtrommel», und Volker Schlöndorff war ein voller Erfolg. (Archivbild) - keystone

Dass «Die Blechtrommel» ein Erfolg wird, hatte er laut eigener Aussage von Anfang an im Gefühl und verkündete seinem Dreh-Team: «Die Latte liegt hoch und wir wollen sie überspringen. Wir wollen mit diesem Film sowohl die Goldene Palme als auch den Oscar in Hollywood bekommen." Dies habe «natürlich grosses Gelächter (hervorgerufen), ist dann aber tatsächlich eingetreten.»

Fotografie als Sprung zur Regie

In seiner Jugend war Volker Schlöndorff vor allem passionierter Fotograf. «Ich konnte nicht zeichnen, ich konnte nicht singen. Aber ich war begeisterter Fotograf, das war die Art, mich auszudrücken. Und Bilder sind für mich der Sprung zum Film gewesen», resümiert er.

Seine Anfangszeit begann als Assistent grosser französischer Regisseure. Bestimmte Kollegen verehrt Volker Schlöndorff vor allem in Polen, Japan und Amerika: Andrzej Wajda, Kurosawa und Elia Kazan sind seine Vorbilder.

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Im Jahr 2003 wurde der auf 2000 Stück begrenzte Bayerische Verdienstorden an Volker Schlöndorff (links) für dessen Werke verliehen. (Archivbild) - keystone

Mit 60 Jahren entdeckte Schlöndorff das Laufen für sich. In den 1990er-Jahren konnte er vier Jahre lang keine Regie führen und äusserte, der Marathon habe ihn gerettet.

Volker Schlöndorff träumt von zwei Verfilmungen

Schlöndorffs letzter Film «Der namenlose Tag» wurde 2017 gedreht. In seinem Kopf dreht er jedoch weiter: «Ich habe tatsächlich zwei Romane, die ich nur im Traum verfilme, wenn ich mal nachts nicht schlafen kann. Und das ist ganz einfach ‹Krieg und Frieden› von Tolstoi und Célines ‹Die Reise ans Ende der Nacht›.»

Im Mai wird der Regisseur den Ehrenpreis «Goldener Ochse» des Filmkunstfestes erhalten. Doch heute darf er erstmal seinen Geburtstag feiern. Herzlichen Glückwunsch!

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