Schmerzmittel in der Bundesliga: Neven Subotic spricht in Dok-Film
Das Wichtigste in Kürze
- Die ARD zeigt heute Dienstag eine Dokumentation zum Thema Schmerzmittel im Fussball.
- Darin spricht unter anderem Union-Star Neven Subotic über den Konsum der Medis.
- Das Problem reicht bis runter in den Breitensport.
Viele Fussballer nutzen Schmerzmittel, um schneller fit zu werden – in der Bundesliga und im Amateurbereich. Die ARD-Dokumentation «Hau rein die Pille» berichtet über diesen nicht verbotenen Missbrauch. Die Präparate stehen nicht auf der Liste der verbotenen Mittel der Wada.
Subotic: «Werden wie Smarties gegessen»
«Was ich in den letzten 14 Jahren mitbekommen habe – Ibuprofen wird wie Smarties gegessen», sagt Neven Subotic. Der Ex-BVB-Star ist heute Bundesligaprofi beim 1. FC Union Berlin.
«Von den Vereinen in der Bundesliga gibt es da auch nach meinem Wissen keine grosse Aufklärungsarbeit. Weil sie eben auch unter Druck stehen, den Spieler so schnell wie möglich fit zu kriegen», sagt Subotic.
Der Profi spricht von einem System, das «einfach eine Weitergabe von Druck» sei. «Der gibt's auf den Nächsten, auf den Nächsten und den Nächsten. Und am Ende hat der den meisten Druck, der am meisten zu verlieren hat.»
Weitere Ex-Profis sprechen über die Probleme
Schmerzen betäuben, Entzündungen bekämpfen, um auf Teufel komm' raus spielen zu können. «Du kannst mir neun Mal sagen: ‹Du nimmst zu viel Schmerzmittel, lass es!› Ich höre neun Mal weg», bekannte Jonas Hummels, Bruder von BVB-Star Mats.
Auch Dani Schahin. der im vergangenen Sommer seine Karriere beendete, offenbarte in der ARD-Doku Probleme. «Die letzten drei, vier Jahre ging eigentlich gar nichts mehr ohne Schmerzmittel.»
Nicht nur ein Problem der Bundesliga
Toni Graf-Baumann ist Ex-Berater der Fifa und Mitglied der Anti-Doping-Kommission des DFB. Er prangert seit vielen Jahren diesen alarmierenden Missbrauch an, zu dem auch die vorbeugende Einnahme von Mitteln zählt.
«Da läufst Du gegen Mauern. Da spielen das Geld, die Sponsoren, die ausufernden Gehälter und auch die Medien eine grosse Rolle für die Sportverbände.»
Haben Sie im Amateursport auch schon regelmässig Schmerzmittel angewendet?
Schmerzmittel zu nehmen, ist in der Bundesliga und im Sport allgemein nicht untersagt. Und steht auch nicht auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur. Dabei erfüllen die Mittel zwei Kriterien, die für eine Aufnahme in die Liste sprechen.
«Die Kriterien Leistungssteigerung und Gesundheitsgefährdung sind erfüllt», urteilte Hans Geyer, Biochemiker im Doping-Analyselabor in Köln. «Nach meiner Auffassung widerspricht es der Sport-Ethik, wenn man nur mit Schmerzmitteln Sport treiben kann.»
DFB-Präsident Keller: «Schockierend!»
Nicht unbedingt das grosse Geld spielt eine Rolle. Das zeigt eine nicht repräsentative Umfrage zum Schmerzmittelkonsum im Amateurfussball unter 1142 Fussballspielern. Von den Befragten gaben 47 Prozent an, mehrfach in einer Saison zu Schmerzmitteln zu greifen. 21 Prozent nahmen sie einmal pro Monat oder öfter.
«Schockierend ist, dass es auch im Amateurfussball passiert», sagte DFB-Präsident Fritz Keller der ARD. «Ich wusste, dass das Problem besteht, aber das präventiv einzunehmen, ist einfach Dummheit.»
Er wolle nun über die Landesverbände und über die Trainer eine Sensibilisierung schaffen. Denn der Sport im Amateurbereich sei «zur Gesunderhaltung gedacht. Und nicht dafür, dass man sich kaputt macht, betonte Keller.
Der in Kooperation mit dem Recherchezentrum «Correctiv» entstandenen Film «Hau rein die Pille» wird heute Dienstag (22.45 Uhr/ARD) ausgestrahlt. In der Mediathek ist die Doku bereits abrufbar.