Bözberg-Todescrash: Wie gehen Einsatzkräfte mit Erlebtem um?

Die Bilder des Bözberg-Crashs schockieren. Noch viel mehr, wer hautnah dabei war. Ein Feuerwehr-Kommandant erzählt vom schrecklichen Ereignis.

Auf der A3 bei Effingen prallte am Mittwoch, 27. November 2019, ein Automobilist mit massiver Wucht ins Heck eines anderen Wagens. - Kantonspolizei Aargau

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch kam es vor dem Bözberg-Tunnel zu einem schlimmen Unfall mit drei Toten.
  • Eine Frau (†55) und zwei Männer (†64 und †42) starben beim Auffahrunfall.
  • Der Kommandant der Stützpunkt Feuerwehr Frick AG war bei der Bergung der Toten dabei.

Diese Bilder gehen so schnell nicht wieder vergessen. Am Mittwoch kam es vor dem Bözbergtunnel auf der A3-Fahrbahn in Richtung Zürich zu einem schweren Unfall. Ein Porsche prallte in einen Personenwagen, dessen drei Insassen allesamt verstarben.

Die Opfer, eine Frau (†55) und zwei Männer (†64 und †42), mussten aus dem verquetschen Wagen herausgeschnitten werden. Ein Schock-Erlebnis, besonders für die Hilfskräfte.

Einer davon ist Andreas Fahrni, Kommandant der Stützpunkt Feuerwehr Frick AG. Sein Kommando wurde nach dem schweren Unfall aufgerufen.

«Herz und Hirn abschalten»

Wie Fahrni erzählt, erhalte man vom Kanton jeweils eine Alarmmeldung. «Darin steht grob geschrieben, was wo passiert ist.» So zum Beispiel: «Autounfall mit eingeklemmter Person». So könne man sich bereits ein gewisses Bild der Situation vor Ort machen.

Die meisten seiner Gruppe haben schon Einsätze nach schlimmen Unfällen miterlebt. «Wir alle wissen: Wir müssen Herz und Hirn abschalten. Man befindet sich dann im Rettungsmodus.»

Danach gehe es darum auszuwählen, welche Personen zum Einsatz mitkommen. Auch in der Feuerwehr gäbe es speziell ausgebildete Gruppen. «Passiert ein solch gravierender Unfall wie gestern, werden garantiert nicht die Neusten in der Gruppe rekrutiert.»

Ausserdem werden sie durch Peers unterstützt – ausgebildete Männer und Frauen, die sich nach einem Einsatz um die Feuerwehrleute kümmern. «Wenn sich einer der Einsatzkräfte nach dem Einsatz anders verhält als sonst, dann muss reagiert werden. Wir ziehen uns jeweils nach einem Einsatz zurück und sprechen in der Gruppe darüber», erzählt Fahrni.

Hier geschah der Unfall. Der weisse Porsche ist vorne eingedrückt, das rote Unfallfahrzeug komplett zerstört. - Keystone

Prinzipiell gilt auch: «Kann einer unserer Leute zwei Nächte nicht schlafen und bekommt das Gesehene nicht aus dem Kopf, dann muss reagiert werden. Dann braucht er psychologische Betreuung.» Das Mittel der Stunde also: Reden.

Automodell ist Einsatzkräften bekannt

Bei Autounfällen würden die Einsatzkräfte meistens das Modell kennen. «Zu jedem Modell gibt es ein Onlinetool mit Angaben zum Fahrzeugtyp. Also beispielsweise, wie viele Airbags ein Auto hat, wo sie sich befinden und sonstige technische Informationen.»

Allerdings nützen diese Informationen nicht mehr sonderlich viel, wenn das Auto derart demoliert ist, wie es beim Bözberg-Crash der Fall war. «Das Auto war so zusammengedrückt, da helfen auch diese technischen Anweisungen kaum mehr was», so Fahrni.

Schwerer Unfall vor dem Bözbergtunnel auf der A3. - Tele M1

Vorgaben gibt es insbesondere bei der Bergung der Personen. «Oft müssen wir sie rausschneiden, in nicht so schlimmen Fällen geschieht dies direkt am Unfallort. Meistens muss man ja auch schnell handeln, um die Verletzten der Ambulanz zu übergeben.»

Die Feuerwehr hilft besonders dann, wenn die Verletzten nicht schonend geborgen werden können.