Callcenter verurteilt wegen Nerv-Telefonaten

In Zofingen wurde zum ersten Mal die Betreiber einer Werbeanruf-Firma zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Dennoch umgehen zahlreiche Callcenter die Regeln.

Unerwünschte Anrufe können an den Nerven zerren. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bezirksgericht Zofingen hat eine Werbeanruf-Firma zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
  • Die Anklage wurde wegen «unlauterem Wettbewerb» eingereicht.
  • Dachverbände verharmlosen das Belästigungsproblem.

Zum ersten Mal wurden die Geschäftsführer einer Werbeanruf-Firma zu einer Freiheitsstrafe verurteilt: Der Geminis Marketing GmbH wird mehrfacher unlauterer Wettbewerb vorgeworfen.

Nicht immer gelingt es, Call-Agenten abzuwimmeln - Keystone

Das Bezirksgericht Zofingen hat den Hauptverantwortlichen nun zu 30 Monaten Freiheitsentzug verdonnert, sechs davon muss er absitzen. Zwei weitere Personen wurden zur Rechenschaft gezogen. Auch das erwirtschaftet Vermögen wurde eingezogen, wie «SRF» berichtete.

Das Abstruse: Die Firma versuchte den Leuten ein Werbesperr-Programm zu verkaufen und bekämpft sich damit sozusagen selbst. Dabei belästigten die Dauer-Anrufer auch Personen, welche durch einen Sterneintrag hätten geschützt sein sollen.

Schuld hat keiner

Dass der Sterneintrag in technischer Hinsicht nicht vor unerwünschten Anrufen schützt, weiss auch der Konsumentenschutz: «Insbesondere Callcenter im Ausland scheren sich kaum um die hiesigen Regeln.» Schützen könne man sich inzwischen durch Callfilterlösungen etablierter Telecomanbietern.

Durch Callfilter können Sie sich gegen Callcenter schützen. - Keystone

«Zudem kann gerichtlich belangt werden, wer gegen das Bundesgesetz verstösst» erklärt Cécile Thomi vom Konsumentenschutz. Allerdings sei die Frage, ob sich der grosse finanzielle und nervliche Aufwand für ein Verfahren lohnt.

Monatlich gehen beim Konsumentenschutz 20 bis 30 Beschwerden bezüglich Callcenter ein, insbesondere im Herbst, wenn der Krankenkassenwechsel ansteht.

Nur die Spitze des Eisbergs

Beim Branchenverband callnet.ch distanziert man sich von kriminellen Werbeanruf-Firmen.

«Wir haben einen Ehrenkodex, den es als Mitglied unseres Verbandes einzuhalten gilt. Ob sich ein Callcenter schlussendlich an die Sperrlisten hält, ist nicht unsere Sache. Wir können nicht Polizei spielen» so Geschäftsführer Elias Welti.

Mit einfachen Tricks sparen Sie sich eine Menge Ärger. - Keystone

Schützen kann man sich neben dem Sterneintrag mit der App «Telefonbuch Schweiz» von localsearch. Dieses ist gratis und zeigt die Nummer des Anrufers an. Damit kann der Anruf eines Callcenters ignoriert werden. Zudem kann beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO online ein Beschwerdeformular ausgefüllt werden.