Discounter Penny rechnet Umwelt-Kosten in Fleischpreis ein

Penny zeigt neben dem gewöhnlichen auch den «wahren» Lebensmittelpreis an. Fleisch wäre so viel teurer. In der Schweiz ist das Modell kein Thema.

Bei der Fleischproduktion wird die Umwelt stark belastet. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Discounter Penny weist neu Umwelt-Kosten in einigen Lebensmittelpreisen aus.
  • Gemäss dem Wirtschaftspsychologen dürfte dies Einfluss auf die Konsumenten haben.
  • In der Schweiz ist so ein Modell aktuell kein Thema.

Ob Transport, Verarbeitung oder Herstellung: Die Umwelt wird auch bei der Lebensmittelproduktion belastet.

Doch längst nicht alle Kosten werden direkt auf den Konsumenten abgewälzt. Für Umweltschäden, welche die Landwirtschaft verursacht, kommt in der Regel die Allgemeinheit auf. Beispielsweise für die Aufbereitung von Trinkwasser, welches durch Düngemittel belastet ist.

In Deutschland weist der Discounter Penny neu diese Kosten bei Eigenmarkenprodukten aus. Allerdings vorerst nur in einer Filiale und bei acht Produkten.

Ein Landwirt fährt am späten Abend mit einer Pestizid- und Düngerspritze über ein Feld. - dpa

Gemeinsam mit der Universität Augsburg hat der Retail-Gigant die Kosten ermittelt. Resultat: Beim regionalen Gemüse ist die Differenz gering. Ein konventionell hergestellter Apfel müsste acht Prozent teurer sein, wenn die ökologische Auswirkung einberechnet würde. Beim Bio-Produkt liegt die Differenz bei vier Prozent.

Banane nicht viel teurer

Trotz langem Transportweg liegt der «wahre Preis» (Wortlaut von Penny) einer Banane nicht viel höher. Der Aufschlag für das Produkt aus konventioneller Landwirtschaft liegt gemäss dem Discounter bei 19 Prozent, bei Bio-Produkt bei neun Prozent.

Merklich höher wären die Preise für tierische Lebensmittel. Beim Mozzarella müsste der Preis 52 Prozent höher sein, bei Milch gar um 122 Prozent. Bei den Bio-Produkten wäre der Aufschlag mit 30 beziehungsweise 69 Prozent deutlich geringer.

Die Fleischproduktion kann in Massen produzieren und wird subventioniert, weshalb die Produkte billiger verkauft werden können. - dpa

Wenig überraschend schneidet Fleisch noch schlechter ab. Würden alle ökologischen Auswirkungen in den Preis eingerechnet, wäre das gemischte Hackfleisch des Discounters 173 Prozent teurer (Bio-Variante +126 Prozent).

Oder anders gesagt: 500 Gramm Hackfleisch kosten 2,79 Euro, müssten aber 7,62 Euro kosten.

Penny geht es darum, die Kundschaft aufzuklären. Der Kunde zahlt an der Kasse weiterhin den üblichen Preis. «Wir müssen dazu kommen, die Folgekosten unseres Konsums sichtbar zu machen. Nur so können Kunden am Regal entscheiden», sagt COO Stefan Magel.

Schweizer Händler winken ab

Ein Modell, welches auch in der Schweiz Schule machen könnte? Für Coop ist das aktuell kein Thema. Und bei Migros heisst es, die Preise seien bereits sei jeher «wahr». Und erwähnt beiläufig, dass man bereits mehrmals zum nachhaltigsten Detailhändler der Welt gekürt worden sei.

Auch bei den Discountern Aldi und Lidl werden die Umwelt-Kosten am Preisschild nicht aufgeführt. Gemäss Lidl spielen diese allerdings bei der Planung eine wichtige Rolle. «So kann es gut sein, dass ein Projekt, das beispielsweise einen hohen logistischen Nutzen bringt, aufgrund der zu hohen CO2-Kosten nicht umgesetzt wird», sagt Sprecherin Corina Milz.

Doch was taugt die Methode überhaupt? Wirtschaftspsychologe Christian Fichter hält sie für effektiv. «Wenn ich jetzt vor dem Regal stehe, erkenne ich als Konsument in Zahlen, welchen Schaden ich mit meinem Kauf anrichte.»

Wirtschafts- und Konsumpsychologe Christian Fichter. - zVg

Discounter geben mit der Initiative zu, dass Detailhändler Teil des Problems seien. «Das ist konstruktiv und definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.»

«Unfairness wird sichtbar»

Fichter hat allerdings ein paar Bedenken. Penny stelle für diese 8 Produkte zwar Transparenz her. «Das ist aber nicht gleich Kostenwahrheit, denn sie schreiben ja die wahren Kosten nur hin, zahlen sie aber nicht.»

Mit den «wahren» Kosten sähen Kunden zudem deutlich, was sie von der Allgemeinheit geschenkt bekommen, wenn sie das nicht nachhaltig produzierte Produkt kaufen. «Das macht sozusagen die Unfairness sichtbar. Und das könnte zurückschlagen.»

Skeptisch klingt auch es vonseiten Greenpeace. Sprecher Yves Zenger findet das Modell zwar «an sich eine gute Sache». Doch: «Konsequent wäre es allerdings, solche Produkte gar nicht mehr anzubieten und das Sortiment danach auszurichten.»