WM 2018: Kroatiens letzte Chance, Englands Unsicherheit
Im zweiten WM-Halbfinal treffen mit Kroatien und England zwei Teams aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im zweiten WM-Halbfinal treffen England und Kroatien aufeinander.
- Für die Kroaten ist es die wohl letzte Chance der goldenen Modric-Generation.
- Für England ist es das erste grosse Ausrufezeichen einer neuen Generation.
Für Kroatien ist die WM die letzte Chance für eine grossartige, aber ungekrönte Generation. Für Halbfinal-Gegner England wäre ein Triumph in Russland der perfekte Start in eine glorreiche Zukunft. Im Final der Fussball-WM 2018 wartet Frankreich auf den Sieger der heutigen Partie.
Am 21. November 2007 erlitten Englands Fussballer die bitterste Niederlage der letzten 20 Jahre. Sie verloren im Wembley gegen Kroatien 2:3 und verpassten damit die EM-Endrunde. Mit dabei: Ein 26-jähriger Mladen Petric, ein 20-jähriger Ivan Rakitic und ein 22-jähriger Luka Modric.
Endlich den Coup landen
Den Triumph im Wembley sehen sie in Kroatien als die Geburtsstunde der «Generation Modric». Etwas mehr als zehn Jahre später ist in Russland die Chance da, dass diese Generation endlich den Coup landet, der ihr vom Talent her immer zugetraut wurde. Für die WM 2010 qualifizierte sich Kroatien nicht, an der EM 2012 und an der WM 2014 schied man in der Vorrunde und an der EM 2016 im Achtelfinal aus.
Mehr Routine als alle anderen
Die Kroaten haben eine neue Stärke: Der gemeinsame Wille, Hürden zu überspringen. Denn auch in Russland stellte sich das bekannte Muster ein. Nach der tollen Vorrunde fingen die Probleme an. Doch auch wenn die Leistungen im Achtel- und Viertelfinal nicht mehr stimmten, setzte sich Kroatien gegen Dänemark und Russland eben doch durch.
Die Spieler von Trainer Zlatko Dalic haben mehr Routine als alle anderen. Allein die Achse mit Torhüter Subasic, Abwehrchef Lovren, den Mittelfeldspielern Modric und Rakitic sowie Mittelstürmer Mandzukic kommt zusammen auf 226 Champions-League-Spiele, 8 Champions-League-Finalteilnahmen und 7 Europacup-Titel. Im Viertelfinal gegen Russland waren sechs Spieler älter als 30, nur einer jünger als 25.
England: das pure Gegenteil
Ganz anders der Gegner. Die Engländer hatten nämlich gegen Schweden nur einen Spieler, der über 30 ist. Dafür waren sieben Akteure 25 oder jünger. Ihr Leistungsvermögen ist derzeit noch schwer einzustufen – trotz des ersten WM-Halbfinals seit 1990. Ein Top-Team mussten die Engländer auf dem Weg unter die letzten vier nicht aus dem Weg räumen.
Tunesien wurde erst dank eines Treffers in der Nachspielzeit geschlagen, Panama war als schwächster WM-Teilnehmer kein Gradmesser, gegen Kolumbien brauchte es ein Penaltyschiessen und gegen Schweden genügte eine solide Vorstellung.
Hohe Erwartungen, grosse Ruhe
Auch wenn die Erwartungen nun hoch sind, bleibt Trainer Gareth Southgate ruhig. «Keiner von uns steht besonders unter Strom», versicherte der 47-Jährige. Wie viele seiner Spieler ist auch er ein unerfahrener WM-Teilnehmer. Bevor er im Herbst 2016 die Nationalmannschaft übernahm, trainierte er die U21 von England, zuvor den FC Middlesbrough.