Seat Tarraco eHybrid: leiser Riese im Sport-Dress

Der Seat Tarraco eHybrid will das perfekte Familienauto für alle Fälle sein. Funktioniert der grosse SUV mit dem kleinen Hybrid-Motor?

Der Seat Tarraco eHybrid ist eine der vielen Spielarten des Wolfsburger MEB-Baukastens - Axel Linther

Das Wichtigste in Kürze

  • Plug-In-Hybrid auf MQB-Basis, technisch bauglich mit VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq
  • Kombiniert 1,4 Liter TSI-Vierzylinder mit Elektromotor zu 245PS
  • Tolles Platzangebot und feiner Komfort, ordentliche Fahrleistungen

Wer viel Platz, gute Übersicht und grossen Komfort sucht, der greift heute gerne zum SUV. Die ewig boomende Fahrzeugklasse hält ihre Attraktivität durch immer neue Varianten hoch. So gibt es für jede Preisklasse und jeden Geschmack das passende Fahrzeug. Ein ganz besonderes Angebot macht nun der Seat Tarraco eHybrid.

Mit seiner Kombination aus üppigem Raumangebot, sportlichem Design und flüsterleisem Hybrid-Antrieb will er die Kunden überzeugen. Morgens die Kinder zur Schule stromern, danach weiter ins Büro in die Stadt und später zurück zum Sport. So stellt sich Seat den typischen Kunden vor. Bringt der Seat Tarraco eHybrid diese Talente wirklich unter einen Hut?

Design, Platz & Komfort

Mti 4,73m ist der Seat Tarraco eHybrid ein grosses Auto mit viel Platz im Interieur - Axel Linther

Allein auf dem Parkplatz wirkt der Seat Tarraco eHybrid nicht sonderlich gross. Seine Proportionen sind stimmig und besonders in der sportlichen FR-Ausstattung kommt er mit schicken Anbauteilen. Doch der Schein trügt, denn mit einer Länge von über 4,73m ist der Tarraco ein wirklich grosses Auto. Das bringt ihm gerade im Innenraum viele Vorteile.

Geht es in der ersten Reihe bereits geräumig zu, so öffnet sich erst im Fond die wahre Weite. Hier liegt der Bewegungsraum für die drei Mitfahrer locker auf Oberklasse-Niveau. Mit der längs- und neigungsverstellbaren Rückenlehne kann man überdies noch nachjustieren. Mit mindestens 610 Litern Fassungsvermögen fällt auch der Kofferraum trotz Hybrid-Batterie für alle Fälle ausreichend aus.

Im Interieur zeigt der Tarraco noch deutlich, dass er schon einer älteren Fahrzeuggeneration angehört - Axel Linther

Mehr als ausreichend ist zudem der Komfort. Trotz des Sportfahrwerks der FR-Ausstattung und der bildschönen, aber wenig nachgiebigen 20-Zoll-Niederquerschnittsreifen fährt der Tarraco gutmütig. Die Federung bügelt nahezu jeder Fahrbahnverwerfung aus und erfreut durch ihre kommode Abstimmung. Ebenfalls lobenswert sind die bequemen Sportsitze, die allerdings mit ihren integrierten Kopfstützen optisch etwas gar dick auftragen.

Technische Highlights

Unter dem Boden des 610 Liter fassenden Kofferraums findet sich die 13kWh grosse Batterie für den E-Antrieb - Axel Linther

Auch der Seat Tarraco eHybrid greift auf den mittlerweile gut bekannten MEB-Baukasten aus Wolfsburg zurück. Das spanische Gross-SUV wird also ebenfalls von einem 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner in Kombination mit einem Elektromotor über die Vorderachse angetrieben. Verwaltet wird die Kraft durch ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, durch das auch der E-Antrieb wirkt.

Leistungsmässig bietet der eHybrid im SUV nur die grosse Ausbaustufe des PHEV-Antriebs. Er kommt auf 245PS und 400Nm – Werte, die sonst dem Golf GTE, Octavia RS und Cupra-Leon vorbehalten sind. Bei allen PHEV gleich bleibt die 13kWh fassende Batterie, die im Seat Tarraco eHybrid für knapp 40km elektrische Reichweite sorgt.

Mehr wäre hier zwar wünschenswert, man wird dafür aber auf eine Modellpflege warten müssen. Überhaupt zeigt der Seat Tarraco eHybrid mancherorts, dass er schon zum älteren Semester gehört. Am grossen Schalthebel anstelle eines kompakten Wählknubbels erkennt der Experte, dass der Tarraco nicht mehr taufrisch ist.

Wie fährt der Seat Tarraco eHybrid?

Ein dynamischer Auftritt und dank 245PS und 400Nm auch ein dynamischer Antritt - zumindest bei voller Batterie - Axel Linther

Gelassen und unerschütterlich. Auch wenn die Optik mit den Sport-Applikationen und den grossen Felgen seine Dynamik unterstreicht: der Tarraco bleibt gemütlich. Im S-Boost-Modus zeigt er allerdings, dass er durchaus längsdynamische Talente hat.

Denn die 400 System-Newtonmeter sorgen besonders beim Ampelstart immer wieder für eine Überraschung. Locker und leicht federt der grosse SUV aus der Startlücke und lässt seine knapp 1,9 Tonnen Leergewicht vergessen. Doch wo die grosse Masse im Komfort Vorteile bringt, so zahlt man es leider auch an der Zapfsäule.

Im gemischten Betrieb gönnt sich der Seat Tarraco eHybrid meist acht Liter Benzin und mehr. Zumindest wenn man ein bisschen die 245PS des Motors auskostet. Klar, mit Zurückhaltung fällt der Wert schnell auf eine sechs vor dem Komma. Auch wer regelmässig nachlädt kann den Verbrauch noch weiter drücken.

Fazit:

Wer daheim laden kann und viel Platz für Kinde und Kegel braucht, der ist mit dem Seat Tarraco eHybrid sehr gut bedient - Axel Linther

Der Seat Tarraco eHybrid überzeugt mit seinem Raumangebot und dem feinen Komfort. Sein Antrieb ist ebenfalls eine gelungene Kombination, sofern man eine regelmässige Lademöglichkeit hat. Erst dann kann er alle seine Vorteile wirklich ausspielen. Wer ihn unangesteckt nutzen möchte – oder muss – der dürfte mit dem kräftigen 2,0-Liter-Diesel besser bedient sein.

Technische Daten:

Modell: Seat Tarraco FR 1.4 eHybrid
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1‘395ccm
Leistung: 150PS (110kW)
Drehmoment: 250Nm
Elektromotor: 115PS (85kW)
Drehmoment: 330Nm
Systemleistung: 245PS (180kW)
Systemdrehmoment: 400Nm
Batterie: Lithium-Ionen
Kapazität: 13,0kWh (brutto)
Antrieb: Frontantrieb, Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe
Verbrauch (WLTP): 1,8 l Benzin/100km
Testverbrauch: 7,4 l Benzin/100km
Teststromverbrauch (WLTP): 23,7kWh/100km
Beschleunigung (0 – 100km/h): 7,5s
Höchstgeschwindigkeit: 205km/h (elektrisch: 135km/h)
Abmessungen (L/B/H): 4,73m/1,84m/1,67m
Gewicht: 1'870kg
Grundpreis: 46‘400 CHF