Sommerzeit: Die Schweiz und die Zeitumstellung
Die Schweiz und die Sommerzeit – eine Liebesgeschichte ist das nicht. So erstaunt es kaum, dass in der Schweiz die Uhren ein Jahr lang anders tickten, als im Rest von Europa.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Nacht von heute Samstag auf morgen Sonntag wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt.
- Denn dann beginnt die Sommerzeit, gegen die noch immer ein Volksentscheid besteht.
Heute Nacht stellen wir unsere Uhren wieder eine Stunde vor. Aus zwei Uhr in der Früh wird drei Uhr. Die Sommerzeit beginnt. Und dass, obwohl es einen offiziellen Volksentscheid dagegen gibt.
Das Zeitgesetz
1977. In Europa stehen die Zeiger auf kurz vor Sommerzeit. Damit die kleine Eidgenossenschaft nicht zur Zeitinsel wird, entwirft der Bundesrat schleunigst ein «Zeitgesetz»: In der Schweiz soll die Sommerzeit eingeführt werden. Im Stöckli winkt man die Vorlage durch. Im Nationalrat wird zwar gemurrt, «dass uns einmal mehr das Ausland zum Handeln zwingt», aber auch hier kommt das «Zeitgesetz» durch.
Das Volk will keine Sommerzeit
Doch dann beschliessen fünf junge Bauern aus dem Zürcher Oberland, dass sie lieber das ganze Jahr über bei der «normalen Zeit» bleiben. Alles andere sei «gegen die Natur». Während die Befürworter wirtschaftliche Argumente aufs Tapet bringen, spielen die Gegner der Sommerzeit auf Emotion – mit Erfolg: Innerhalb von drei Monaten sammeln die Sommerzeit-Gegner 82'000 Unterschriften, mehr als doppelt so viele wie nötig.
Am 28. Mai 1978 schickt die Schweiz die Sommerzeit mit einer so klaren Mehrheit dahin, wo der Pfeffer wächst, dass keiner mehr vom Uhren-Umstellen spricht. Bis die beiden Deutschland (DDR und BRD) beschliessen, die Sommerzeit einzuführen. Wie Dominosteine lässt sich ein Land ums andere die Sommerzeit aufschwatzen.
Die Schweiz tickt anders
1980. Die Schweiz tickt anders. Zumindest vom 25. März bis zum 28. Oktober. Denn dann ist in ganz Europa Sommerzeit – ausser in der Schweiz. Die SBB fährt im Sonderstundenplan, Grenzgänger arbeiten Sonderschichten. Nach einem Jahr als Zeitinsel beschliesst die Regierung, sich über den Volkswillen hinweg zu setzen und die Uhren auch gegen den Volkswillen neu zu stellen.
Nur einer will den Alleingang
Die Sommerzeit kam und die Schweizer gaben klein bei. Nur ein junger Nationalrat wollte gegen das «Zeitdiktat aus Brüssel» erneut Unterschriften sammeln – erfolglos. Sein Name? Christoph Blocher.