So geht Jugendsprache
«Zuckerberg mich nicht, du Lauch. Das ist sowas von keine Lituation grad.» Na, noch Fragen? Nau erklärt, was Jugendsprache über unsere Gesellschaft sagt.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit 2008 kürt der Langenscheidt-Verlag das «Jugendwort des Jahres».
- Aktuell stehen 30 Worte aus der Jugendsprache zur Abstimmung bereit.
- Neue und alte Wortschöpfungen sind nicht nur lustig, sie sagen auch viel über ihre Zeit.
«Zuckerbergen» (Jemanden stalken), «Snackosaurus» (verfressener Mensch), «Lauch» (Trottel) oder «Gymkie» (Gym-, also Fitness-Junkie) – die 30 Vorschläge für das Jugendwort des Jahres 2018 stehen fest. Die Auszeichnung selber feiert gleich auch noch Jubiläum: Seit zehn Jahren wirbt der Münchner Langenscheidt-Verlag mit dem «Jugendwort des Jahres» für sein Buch «100 Prozent Jugendsprache».
Angefangen hat alles 2008 mit dem Wort «Gammelfleischparty». Die nicht so charmante Bezeichnung für eine Ü-30-Fete. Auf Platz zwei landete die «Bildschirmbräune» (Blässe von Computerfreaks) und auf Platz drei «unterhopft sein» (Lust auf Bier haben). Es folgten Worte wie «hartzen» (2009), «Yolo» (2012) oder «läuft bei dir» (2014).
«Szene» und «Multimedia»
Das «Jugendwort des Jahres» allerdings hat natürlich auch ein erwachsenes Pendant: Das «Wort des Jahres» wird seit 1977 regelmässig vergeben. Ein Blick zurück zeigt besser als die Falten in unseren Gesichtern, wie die Zeit vergeht.
So brauchen wir heute zwar eine Übersetzung für «Gymkie» (extremer Gym-, also Fitness-Junkie), bauen die «Szene» (Wort des Jahres 1977) aber ebenso flüssig in unsere Sätze ein, wie «Multimedia» (1995) oder «Wutbürger» (2010).
Nach dem Reaktorenunglück 1986 wurde «Tschernobyl» gekürt, als sie 1989 in der DDR eingeführt wurde, war es die «Reisefreiheit» und als Angela Merkel 2005 erstmal ins Amt gewählt wurde, schaffte es die «Bundeskanzlerin» an die Spitze.
«Menschen wollen mitgestalten»
Das Menschen für Situationen, in denen sie sich gerade befinden, für Tendenzen, die sie erleben oder Phänomene, die sie beobachten, eigene, neue Worte schöpfen, zeigt laut der Sprachforscherin Diana Sahrai vor allem Eines: «Das Sprache etwas Lebendiges und Soziales ist und Menschen im Alltag die Sprache gern mitgestalten.»
In der Jugendsprache finden nicht nur sehr viele technische und digitale Begriffe Eingang, wie zum Beispiel «Smombie» (Smartphone-Zombie), «tinderjährig» (Alt genug, um die App Tinder nutzen zu dürfen) oder «egosurfen» (sich selber bei Google suchen), sondern auch Fremdsprachen. Da ist das Akronym «YOLO» (you only live once), aber auch der arabische Ausruf «Yalla!» (Los geht’s!) oder das türkische «Hayvan» (Tier).
So spiegeln sich zwei wichtige Themen in der Sprache wieder: Die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft, die immer alltäglicher wird. Und zudem die Globalisierung, die auch ein Vermischen der Kulturen mit sich bringt.
«Jugendwort des Jahres» 2008 bis 2017 – mitsamt Übersetzung für die Alten