Afroamerikaner besonders stark von Corona betroffen
Rapide steigende Zahlen von Corona-Infektionen und Todesfällen schrecken die USA auf. Doch nun zeigen erste Analysen auch: Bestimmte Bevölkerungsgruppen trifft die Pandemie anscheinend stärker als andere.
Das Wichtigste in Kürze
- Die US-Regierung hat eingeräumt, dass das Coronavirus Afroamerikaner besonders stark trifft.
«Wir sehen starke Anhaltspunkte dafür, dass Afroamerikaner in weitaus grösserem Umfang betroffen sind als andere Bürger unseres Landes», so US-Präsident Trump.
In einigen Tagen werde man entsprechende Statistiken dazu veröffentlichen. Trump sagte zu, an der Angelegenheit zu arbeiten, ohne Einzelheiten zu nennen.
Die «Washington Post» berichtete am Dienstag unter Berufung auf Daten einiger lokaler Behörden, dass mehrheitlich afroamerikanische Landkreise teils dreimal so viele Infektionen und fast sechsmal so viele Todesfälle vermeldeten wie Landkreise, in denen weisse Amerikaner in der Mehrheit seien.
Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, führte dies auf derselben Pressekonferenz auf eine «Verschlimmerung eines Gesundheitsgefälles» zurück. Erkrankungen wie Herzkrankheiten und Diabetes seien bei den Afroamerikanern häufiger zu verzeichnen als bei anderen Gruppen, sagte Fauci. Solche Vorerkrankungen machten eine Verlegung auf die Intensivstation wahrscheinlicher.
Bislang haben lediglich lokale Behörden wie Städte oder Bundesstaaten Statistiken veröffentlicht. Davon weisen nicht alle die ethnische Zugehörigkeit aus. In der Millionenmetropole Chicago, in der knapp ein Drittel der Bewohner Afroamerikaner sind, zeigt sich Behördenangaben zufolge der Unterschied besonders stark. Unter den bis Dienstag vermeldeten 140 Toten waren demnach 95 Afroamerikaner (etwa 67 Prozent), unter den rund 5500 Infizierten waren es etwa die Hälfte.
Im Landkreis Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin seien rund 70 Prozent der Todesfälle nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 Schwarze, obwohl sie nur etwa 26 Prozent der Bevölkerung stellten, schrieb die «Washington Post». Im Bundesstaat Michigan waren demnach etwa ein Drittel der Corona-Infizierten und rund 40 Prozent der Toten Afroamerikaner - bei einem Bevölkerungsanteil von rund 14 Prozent.
Afroamerikaner hätten «eher einen niedrigen sozioökonomischen Status, was es schwieriger macht, soziale Distanz zu wahren», sagte der oberste Gesundheitsbeamte der US-Regierung, Vizeadmiral Jerome Adams, dem Sender CBS. Weitere strukturelle Ungleichheiten wie fehlende Absicherung durch eine Krankenversicherung tragen nach Ansicht von Experten wahrscheinlich ebenfalls dazu bei.