China setzt auf Spionageballons, weil sie billig sind

Nach dem chinesischen Spionageballon wurden vier weitere Flugobjekte über Nordamerika abgeschossen. Ein Experte erklärt, wieso China auf die Ballons setzt.

Der Spionage-Ballon über dem US-Bundesstaat Montana. Joe Biden ist empört über den mutmaßlichen Überwachungsversuch der Chinesen. - CHASE DOAK/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • In den vergangenen Tagen wurden auf US-Territorium vier Flugobjekte vom Himmel geschossen.
  • Dabei soll es sich um Spionageballons aus China handeln.
  • Einem Experten zufolge setzt die Volksrepublik aus Kostengründen auf diese Ballons.

Nach dem Abschuss eines chinesischen Spionageballons holte das US-Militär zwei weitere Flugobjekte vom Himmel.

Auch in Kanada wurde am Samstag an der Grenze zu den USA der Abschuss eines nicht identifizierbaren Objekts angeordnet. In der Nacht auf Sonntag gab US-Präsident Joe Biden grünes Licht für den Abschuss eines Flugobjekts über dem Huronsee (Michigan). In allen Fällen soll es sich um Ballons gehandelt haben.

Wieso scheint es über nordamerikanischem Territorium plötzlich von Flugobjekten zu wimmeln? Den US-Nachrichtendiensten seien chinesische Ballon-Einsätze vornehmlich im geostrategischen Einflussbereich Chinas seit längerem bekannt. Dies erklärt Geheimdienst-Experte Erich Schmidt-Eenboom auf Anfrage.

«Rote Linie überschritten»

«Mit dem Einsatz über Nuklearanlagen in Montana hat Peking wohl eine rote Linie überschritten», sagt Schmidt-Eenboom weiter. Dies habe Washington zu einer militärischen Gegenwehr gegen die Verletzung des US-Luftraums motiviert.

Nun machen die USA jeden einzelnen Fall öffentlich – egal ob alt oder neu. «Um zu verdeutlichen, dass es sich um eine systematische und breit gestreute Variante der chinesischen Aufklärung handelt», so der Experte.

Dass die Volksrepublik in ihrem Überwachungsprogramm auf Ballons setzt, mag angesichts moderner Satelliten-Technologien überraschen. Der Grund dafür liegt gemäss Schmidt-Eenboom bei den Kosten: «Der chinesische Militärnachrichtendienst ist bei der Satellitenaufklärung nicht so gut aufgestellt wie die USA oder auch die russische Föderation. Lenkbare Spionageballons sind deshalb eine kostengünstige Alternative.»

China setzt also auf Spionage-Ballone, weil sie billig sind.

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Die Ballons erlaubten eine ähnliche Auflösungsgenauigkeit wie Satelliten. Zudem seien sie nicht auf Umlaufbahnen angewiesen, sondern hätten eine beliebige Stehzeit über Zielgebieten.

Droht eine Krise?

Die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und China waren bereits vor den Abschüssen angespannt. Droht nun eine Eskalation? Während ein Teil der Republikaner die Tonlage verschärft, bemüht sich die Biden-Administration um Deeskalation.

Chinas Machthaber Xi Jinping schüttelt US-Präsident Joe Biden am Rande des G20-Gipfels auf Bali die Hand. - keystone

Peking reagierte bislang jedoch nicht auf Entspannungsangebote. Schmidt-Eenboom: «Ich vermute dahinter innenpolitische Gründe, hoffe aber, dass sich die Gemüter in den nächsten Wochen beruhigen.»