Google plant Suchmaschinen-App in China
Google ist in China geblockt, weil es sich zumindest bisher nicht selbst zensieren will. Eine neue Suchmaschine könnte das jetzt ändern.
Das Wichtigste in Kürze
- Google will eine Suchmaschine in China auf den Markt bringen.
- Sie soll der chinesischen Zensur die Arbeit abnehmen.
- Bei Aktivisten löste die zensierte Google-Suche scharfe Kritik aus.
Der US-Internetkonzern Google will Medienberichten zufolge eine Suchmaschine in China auf den Markt bringen, die der chinesischen Zensur die Arbeit abnimmt. Aktivisten und Menschenrechtler reagierten am Donnerstag empört und sprachen von einem «schwarzen Tag für die Internetfreiheit». Nach den Enthüllungen im US-Portal «The Intercept» bestätigten nicht näher genannte Quellen auch der «New York Times» die Pläne.
Die zensierte Suchmaschine mit dem Namen «Dragonfly» (Libelle) würde in China gesperrte Webseiten und Suchanfragen etwa nach Menschenrechten, Demokratie, Religion oder friedlichen Protesten aussortieren, wie die beiden US-Medien berichteten. Damit entspreche sie den strikten Zensurvorschriften der kommunistischen Führung in Peking. Google ist in China gesperrt, weil es sich der Zensur zumindest bisher nicht beugen wollte.
Heftige Proteste
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem «schweren Angriff auf die Informationsfreiheit». Amnesty-Forscher Patrick Poon in Hongkong sah «einen Sieg für die chinesische Regierung». «Es sendet ein Signal, dass sich niemand mehr die Mühe macht, die Zensur herauszufordern.» Er fragte auch, wie Google dann die Privatsphäre seiner Nutzer schützen werde: «Wird Google auch einknicken und persönliche Daten herausrücken, sollten die chinesischen Behörden das verlangen?»
Grosse US-Internetkonzerne haben seit langem Schwierigkeiten, in China Geschäfte zu machen. Die sogenannte grosse Firewall der Volksrepublik blockiert nicht nur für Privatleute, sondern auch für Unternehmen viele Webseiten oder Internetdienste. Google hatte sich wegen der Zensur sowie chinesischen Hackerangriffen 2010 aus dem Land zurückgezogen.