Jeffrey Epstein: Opfer bekommen trotz Suizid ihren Tag vor Gericht

Anfang August beging Jeffrey Epstein in einer New Yorker Gefängniszelle Suizid. Am Dienstag wurde die Anklage eingestellt – die Opfer kamen dennoch zu Wort.

US-Anwältin Gloria Allred (M), spricht neben zwei ihrer Klientinnen zu Journalisten, nachdem sie das Gericht nach der Anklage-Einstellung für Jeffrey Epstein verlassen hat. - Bebeto Matthews/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Dienstag wurde den mutmasslichen Epstein-Opfern vor Gericht eine Stimme gegeben.
  • Weil sich der beschuldigte Financier getötet hatte, wurde die Anklage eingestellt.
  • Trotz der Einstellung wird weiterhin gegen Beteiligte ermittelt.

Jeffrey Epstein hat sich vor wenigen Wochen das Leben genommen. Trotzdem haben die Opfer des mutmasslichen Sexualstraftäters ihrem Ärger und ihrer Trauer vor Gericht Ausdruck verleihen können.

Die Anhörung heute Dienstag in New York war eigentlich nur zur formalen Einstellung der Anklage gedacht. Richter Richard Berman lud aber auch mutmassliche Opfer ein, ihre Geschichten und Gefühle zu teilen.

Opfer bezeichnet Jeffrey Epstein als «Feigling»

Eine der Frauen sagte, Epsteins Suizid habe ihr die Chance «geraubt», ihn «von Angesicht zu Angesicht» im Gerichtssaal zu stellen. Dass er sich getötet habe, mache ihn zu einem «Feigling». Das berichtete der Nachrichtensender NBC.

David Boies, Rechtsanwalt aus den USA, geht mit mutmasslichen Opfern Epsteins, darunter Virginia Roberts Giuffre (4.v.l), zu einer Anhörung im Gericht. - Emily Michot/TNS via ZUMA Wire/dpa

«Er konnte nicht verstehen, was er uns genommen hat», sagte eine andere Betroffene. «So wie ich jedes Mädchen bin, dem er das angetan hat, sind diese ich. Heute stehen wir zusammen.»

Eine dritte Frau las einen Brief vor, den sie an Epstein geschrieben hatte: «Ich werde nie in der Lage sein, die überwältigenden Gefühle und die Verlegenheit dieses Dramas zu überwinden.» Insgesamt wurden vor dem New Yorker Gericht Beiträge von etwa 30 mutmasslichen Opfern erwartet.

Epstein soll Dutzende Minderjährige missbraucht haben

Epstein hatte sich Anfang August in einem Gefängnis in Manhattan das Leben genommen. Dies, nachdem er erneut wegen Missbrauchsvorwürfen vor Gericht gebracht werden sollte.

Der bestens vernetzte Geschäftsmann wurde beschuldigt, Dutzende Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Laut Anklageschrift hatte der Multimillionär zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen Missbrauchsring aufgebaut.

Der verstorbene US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein. - AP

Trotz der Einstellung der Anklage gegen Epstein werde weiter gegen Beteiligte an den ihm vorgeworfenen Verbrechen ermittelt. Das betonten die Staatsanwälte.

Medienberichten zufolge dürften sich die Untersuchungen vor allem auf die langjährige Partnerin von Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, konzentrieren.