Morddrohungen gegen muslimische Abgeordnete nach Trump-Tweet

Ilhan Omar hat zuletzt einige Schlagzeilen gemacht. Sie ist eine der ersten Musliminnen im US-Kongress und tat sich schon ein paar Mal mit streitbaren Aussagen hervor. US-Präsident Trump hat es seit längerem auf sie abgesehen. Ist er nun zu weit gegangen?

Die demokratische Abgeordnete Ilhan Omar Mitte März bei einem Auftritt vor dem Kapitol. Foto: J. Scott Applewhite/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach einem Tweet von US-Präsident Donald Trump hat sich die muslimische US-Kongressabgeordnete Ilhan Omar über eine wachsende Zahl von Morddrohungen beklagt.

Trump hatte am Freitag auf Twitter ein Video mit Aussagen der demokratischen Abgeordneten zu den Anschlägen vom 11. September 2001 veröffentlicht - verbunden mit Bildern der verheerenden Terrorattacke. Trump wirft Omar vor, sie habe die Anschläge mit den Worten «Ein paar Leute haben etwas gemacht» verharmlost.

Omar schrieb am späten Sonntagabend (Ortszeit) auf Twitter, seit Trumps Tweet habe sie eine zunehmende Zahl an Morddrohungen erhalten - viele mit direktem Bezug zu Trumps Video. Am Montag legte der Präsident nach.

Omar beklagte, rechte Gewalt und Hasskriminalität in den USA nähmen insgesamt zu, auch befeuert durch Trumps Rhetorik. «Wir sind alle Amerikaner. Das gefährdet Leben», mahnte sie. «Das muss aufhören.»

Hochrangige Parteikollegen waren Omar zur Seite gesprungen. Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, hatte Trumps Video am Wochenende scharf kritisiert und ihn aufgerufen, es von Twitter zu entfernen. Der Präsident dürfe die schmerzhaften Bilder vom 11. September 2001 nicht für eine politische Attacke missbrauchen, mahnte sie. Am 11. September 2001 waren beim bislang schlimmsten Anschlag in der Geschichte des Terrorismus rund 3000 Menschen in den USA getötet worden.

Pelosi hatte auch erklärt, sie habe die Polizeikräfte, die für den Kongress zuständig seien, angewiesen, besondere Vorkehrungen für den Schutz von Omar, ihrer Familie und ihren Mitarbeitern zu treffen.

Die in Somalia geborene Omar ist eine der beiden ersten Musliminnen im US-Kongress. Sie hatte in den vergangenen Monaten mehrfach Schlagzeilen gemacht, unter anderem durch kritische Bemerkungen zu Israel - was bei Trumps Republikanern Empörung auslöste, aber auch in den eigenen Reihen der Demokraten auf viel Unmut stiess.

Omar hatte im Februar mit Blick auf die pro-israelische Lobbyorganisation Aipac den Satz getwittert: «It's all about the Benjamins baby» («Es geht alles um die Benjamins, Baby»). Dies ist eine Anspielung auf die 100-Dollar-Banknote mit dem Bild des US-Gründervaters Benjamin Franklin (1706-1790).

Omar wurde so verstanden, sie wolle damit sagen, dass Geld die Haltung der US-Abgeordneten zu Israel bestimme. Trump hatte das heftig kritisiert und Omar den Rücktritt nahegelegt. Aber auch unter den Demokraten löste die Äusserung Irritationen aus: Pelosi etwa warf Omar den Gebrauch «antisemitischer Redewendungen» vor. Die Abgeordnete entschuldigte sich am Ende öffentlich für ihren Tweet.

In der Auseinandersetzung mit Omar legte Trump am Montag nach. Auf Twitter schrieb er, bevor sich Pelosi entscheide, Omar zu verteidigen, solle sie lieber deren anti-semitische, anti-israelische und undankbare Hasskommentare der Abgeordneten ansehen. «Sie ist ausser Kontrolle, bis auf ihre Kontrolle über Nancy!», schrieb Trump mit Blick auf Omar.