Protest nach Schüssen in Kenosha weitet sich aus

Die Proteste in Kenosha ziehen sich weiter: Nun weigert sich das Basketball-Team Milwaukee Bucks als Protest, ein NBA-Playoff-Spiel zu bestreiten.

Polizisten und Demonstranten stossen in Kenosha nach Schüssen auf einen Schwarzen erneut aufeinander. Foto: David Goldman/AP/dpa/Archiv - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wut in den Kenosha bleibt nach Schüssen auf einen Afroamerikaner gross.
  • Nun wird sogar in der Basketball-Liga NBA protestiert.
  • Donald Trump wird währenddessen in den Strassen für Recht und Ordnung sorgen.

Nach Schüssen der Polizei auf einen Afroamerikaner in der Stadt Kenosha bleibt die Wut gross. Die Proteste erfassen auch die NBA. Präsident Donald Trump kündigt unterdessen nach Gewalt auf den Strassen an, für Recht und Ordnung zu sorgen.

Die Schüsse eines Polizisten in den Rücken eines schwarzen Amerikaners führen tiefer in die Kontroverse um Rassismus und Polizeigewalt. Als Zeichen eines aussergewöhnlichen Protests weigerte sich das Basketball-Team Milwaukee Bucks, ein NBA-Playoff-Spiel zu bestreiten.

Trump schickt Sicherheitskräfte nach Kenosha

Präsident Donald Trump entsandte Sicherheitskräfte der Bundesregierung in die Stadt Kenosha. In dieser war der 29-jährige Jacob Blake von sieben Polizeikugeln schwer verletzt worden war. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden forderte Gerechtigkeit und ein Ende der Gewalt.

«Hund» nutzt er gerne als Schimpfwort: US-Präsident Donald Trump. - dpa

Von den Ermittlungsbehörden kamen unterdessen neue Informationen zu dem Polizeieinsatz am Sonntag. Diese könnten Auswirkungen auf die Entwicklung des Falls haben. Blake habe ein Messer in seinem Fahrzeug gehabt, sagte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Wisconsin, Joshua Kaul.

Neben Messer keine weiteren Waffen gefunden

Das Messer sei auf dem Boden des Innenraums auf der Fahrerseite sichergestellt worden. Der Mann habe den Polizisten zuvor «zu einem bestimmten Zeitpunkt» gesagt, dass er ein Messer habe, sagte Kaul. In dem Auto seien keine weiteren Waffen gefunden worden. Unklar war zunächst, ob der 29-Jährige das Messer bei der Auseinandersetzung zu einem Zeitpunkt in seiner Hand gehalten hatte.

Proteste in Kenosha - AFP

Der Fall sorgt seit Tagen für Empörung und Proteste in den USA, nachdem ein Video des Polizeieinsatzes veröffentlicht worden war. Darauf ist zu sehen, wie der 29-jährige Jacob Blake sich zunächst um sein Auto bewegt. Währenddessen folgen ihm zwei Polizisten mit gezogenen Waffen. Blake öffnet die Fahrertür und beugt sich hinein, unmittelbar danach fallen sieben Schüsse. In dem Auto befanden sich die Kinder Blakes im Alter von drei, fünf und acht Jahren.

Die Polizei in Kenosha ist nicht mit Kameras am Körper ausgestattet. Der auf Video festgehaltene Ablauf des Zwischenfalls hatte Vorwürfe ungerechtfertigter Polizeigewalt in Kenosha ausgelöst. Dies führte zu zum Teil gewaltsamen Protesten. Kaul sagte, die Polizisten hätten zuvor versucht, Blake mit einem Elektroschocker zu betäuben, dies sei aber fehlgeschlagen.

Blake habe Streit geschlichtet

Die Polizei sei von einer Frau zum Einsatz gerufen worden. Diese habe gesagt, dass ihr Freund unerlaubterweise anwesend sei, sagte Kaul. Der Generalstaatsanwalt wollte nicht die Frage beantworten, ob damit Blake gemeint gewesen sei. Sein Anwalt hatte zuvor gesagt, Blake habe einen Streit geschlichtet.

Polizeinsatz während der Proteste in Kenosha. Foto: Morry Gash/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Morry Gash

Blake liegt mit zahlreichen Organverletzungen im Krankenhaus. Nach Angaben seiner Familie ist er von der Hüfte abwärts gelähmt.

In der Nacht zum Mittwoch wurden in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin am Rande der Proteste zwei Menschen getötet. Einer wurde dabei verletzt. Im benachbarten Staat Illinois nahm die Polizei einen 17-Jährigen als Verdächtigen fest.

Bewaffnete Zivilisten auf der Strasse

Augenzeugenberichten zufolge waren in der Nacht zum Mittwoch neben Polizei und Nationalgarde auch bewaffnete Zivilisten auf der Strasse. Diese wollten nach eigenen Angaben Eigentum beschützen.

Der US-Präsident erklärte nach der Gewalt in Kenosha: Er werde «Plünderungen, Brandstiftung, Gewalt und Gesetzlosigkeit auf amerikanischen Strassen nicht tolerieren». Deswegen sollten Sicherheitskräfte des Bundes für «Recht und Ordnung» sorgen.

Ein Demonstrant wirft bei Zusammenstößen vor dem Gerichtsgebäude von Kenosha County während einer dritten Nacht von Protesten einen Gegenstand auf Polizeibeamte. - dpa

Gouverneur Tony Evers, ein Demokrat, ordnete den Einsatz von 500 weiteren Mitgliedern der Nationalgarde in der Stadt an. In Kenosha wurde am Abend erneut eine Sperrstunde ausgerufen.

In der Stadt hatte es bereits in den zwei Nächten zuvor Unruhen mit brennenden Gebäuden und Autos gegeben. Danach habe er Angebote bekommen, bewaffnete Bürger für Patrouillen zu verpflichten, sagte Sheriff David Beth. «Ich sagte ‹Oh verdammt, nein›», betonte Beth. «Und das, was vergangene Nacht passiert ist, zeigt perfekt, warum ich das nicht machen würde.»

Proteste verschieben sich in NBA

In den USA sehen viele den Einsatz gegen Blake als das jüngste Beispiel für Rassismus und Polizeigewalt im Land. Nach dem Protest des Basketball-Teams aus Milwaukee wurden alle Spiele der Playoff-Runde am Mittwoch verschoben. Auch in der Frauen-Basketball-Liga WNBA und der Major League Baseball wurden Partien abgesagt.

Legte sich mit den Schiedsrichtern an: Clippers-Coach Doc Rivers. Foto: David J. Phillip/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

«Wir sind die, die getötet werden», sagte der hoch angesehene Trainer des NBA-Teams Los Angeles, Doc Rivers. «Es ist erstaunlich für mich, warum wir dieses Land weiterhin lieben. Und dieses Land gibt uns keine Liebe zurück», sagte Rivers unter Tränen.