Trump rechnet mit Coronavirus-Impfstoff bis Jahresende
US-Präsident Trump verbreitet Optimismus in der Corona-Krise und rechnet mit einer Impfung bis Ende Jahr. Ein Überblick über die aktuelle Situation in den USA.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Trump verbreitet Zweckoptimismus in der Corona-Krise.
- Er ist zuversichtlich, bis Ende Jahr einen Impfstoff zu haben.
- Aktuell haben sich in den USA über eine Million Menschen infiziert.
US-Präsident Trump verbreitet Zweckoptimismus in der Corona-Krise. Angesichts von mehr als 30 Millionen Arbeitslosen will er die Wirtschaft schnell wieder ans Laufen bringen. Kritik an seinem Krisenmanagement weist Trump zurück. Dies trotz mehr als 67'000 Toten.
US-Präsident Donald Trump rechnet mit einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus noch in diesem Jahr und drängt auf eine baldige Öffnung der Wirtschaft im Land.
«Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir bis zum Ende des Jahres einen Impfstoff haben werden», sagte Trump am Sonntagabend (Ortszeit) bei einer Veranstaltung des Senders Fox News in Washington. Er räumte ein, dass Ärzte ihm von einer solchen Aussage abraten würden, sagte aber, er rechne dennoch mit diesem Zeitrahmen. Trump verteidigte sein Krisenmanagement zugleich gegen Kritik.
Experte Fauci zurückhaltender als Trump
Der prominente US-Regierungsberater und Immunologe Anthony Fauci hatte sich am Donnerstag im Sender CNN vorsichtiger geäussert. Er rechne im Idealfall im Januar mit einem Impfstoff, sagte Fauci. «Ich kann das aber nicht garantieren.» Es gebe zahlreiche Unsicherheitsfaktoren, die einen Impfstoff verzögern könnten.
Trumps Regierung hat eine «Operation Warp-Geschwindigkeit» für die beschleunigte Entwicklung eines Impfstoffes ins Leben gerufen. Trump sagte nun auf die Frage, ob es ihn stören würde, wenn andere Staaten schneller einen Impfstoff entwickeln sollten als die USA: «Wenn es ein anderes Land ist, werde ich meinen Hut vor ihnen ziehen.»
Trumps Auftritt am Lincoln-Memorial
Der Auftritt des Präsidenten am Sonntag fand am Lincoln-Memorial im Herzen der US-Hauptstadt statt. Abraham Lincoln war von 1861 bis 1865 der 16. Präsident der USA. Zwei Fox-News-Moderatoren stellten Trump Fragen, die Wähler zuvor per Video bei dem Sender eingereicht hatten.
Die Veranstaltung stand unter dem Motto «Amerika zusammen - Zurück zur Arbeit». An diesem Montag wollten mehrere weitere Bundesstaaten Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus lockern. Die Richtlinien des Weissen Hauses sehen als Bedingung einen Rückgang der Fallzahlen über 14 Tage vor - das ist noch nicht überall der Fall.
Umstrittene Öffnung von Bundesstaaten
Trump sagte: «Ab einem gewissen Punkt müssen wir das Land öffnen. Wir haben keine Wahl. Wir können als Land nicht geschlossen bleiben.» Er betonte, das müsse auf eine sichere Art und Weise geschehen, «aber so schnell wie möglich». Die Massnahmen lägen in der Verantwortung der Gouverneure der 50 Bundesstaaten.
«Ich denke ehrlich, dass einige Staaten nicht schnell genug voranschreiten.» Trump drängte darauf, dass Schulen und Universitäten spätestens nach den Sommerferien wieder öffneten. Er zeigte sich erneut überzeugt davon, dass sich die US-Wirtschaft ab dem vierten Quartal schnell wieder erholen werde.
Trump verteidigte erneut die Proteste in mehreren Bundesstaaten gegen die Schutzmassnahmen. Obwohl diese Massnahmen den Richtlinien seiner Regierung folgen. «Das sind bedeutsame Demonstrationen», sagte er.
Trump räumte ein, dass es zugleich Menschen gebe, denen die Lockerungen Angst machten. Er kündigte auch weitere Hilfen für die inzwischen mehr als 30 Millionen Amerikaner an, die wegen der Krise ihre Arbeit verloren haben. «Wir werden mehr unternehmen.» Einer arbeitslosen alleinerziehenden Mutter aus Alabama antwortete er, sie werde nach der Krise einen besser bezahlten Job finden.
Trump befürchtet höhere Opferzahlen
Trump korrigierte seine früheren Prognosen über die befürchteten Todeszahlen in den USA durch das Virus nach oben. Statt von 65'000 gehe er jetzt von 80'000 oder 90'000 Toten aus, sagte er.
Nach einer Übersicht der Johns-Hopkins-Universität sind in den USA (Stand Sonntagabend) mehr 1,15 Millionen Infektionen bestätigt - knapp ein Drittel aller bekannten Infektionen weltweit. Die Wissenschaftler der Universität haben in den USA bislang mehr als 67'000 Todesfälle registriert.
Wann wusste Trump von der Bedrohung?
Trump dementierte einen Bericht der «Washington Post», wonach Geheimdienste ihn frühzeitig vor der Gefahr durch das Virus gewarnt hatten. «Am 23. Januar wurde mir gesagt, dass ein Virus reinkommen könnte, dass das aber nicht von grosser Bedeutung sei. Mit anderen Worten, es war nicht: "Oh, wir müssen etwas unternehmen."
Es war eine kurze Konversation.» Kurz danach habe er Einreisen von Ausländern aus China in die USA gestoppt. «Ich habe Hunderttausende Menschenleben gerettet.» Seine Regierung habe «einen grossartigen Job» gemacht.
Die «Washington Post» hatte am vergangenen Montag berichtet, US-Geheimdienste hätten in ihren täglichen schriftlichen Berichten für den Präsidenten im Januar und Februar mehr als ein dutzend Mal vor dem Coronavirus gewarnt. Erstmals sei das Virus Anfang Januar erwähnt worden. Trump verzichte regelmässig darauf, die Berichte zu lesen. Er zeige gelegentlich auch wenig Geduld bei den mündlichen Unterrichtungen, die zwei- bis dreimal pro Woche erfolgten.
Wahlkämpfer Trump greift China und WHO an
Trump kritisierte erneut China, wo das Virus seinen Ursprung nahm. Der Präsident sagte auf eine entsprechende Frage, dass er davon ausgehe, dass China die Welt in die Irre geführt habe. «Ich denke, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht haben und ihn nicht zugeben wollten.»
China hätte die Ausbreitung des Coronavirus über die ganze Welt stoppen müssen. Womöglich sei das aus «Inkompetenz» nicht geschehen. Die USA untersuchten den Ursprung des Virus.
Trump äusserte erneut Kritik an der Weltgesundheitsorganisation WHO, der er vorgeworfen hat, eine «PR-Agentur für China» zu sein. Die finanziellen Beiträge der USA für die WHO hatte er deswegen auf Eis gelegt. Die USA sind der wichtigste Zahler.
Am Sonntag sagte er: «Die WHO ist eine Katastrophe gewesen. Alles, was sie gesagt haben, war falsch.» Kritiker werfen Trump vor, in der Corona-Krise Sündenböcke zu suchen, um von eigenen Versäumnissen abzulenken.
Trump will sich bei der Präsidentschaftswahl im November wiederwählen lassen. Er hatte die Gefahr durch das Virus zunächst kleingeredet und es unter anderem mit der Grippe verglichen. Am Sonntag betonte er, das neuartige Coronavirus sei nicht mit der Grippe vergleichbar.
Trump sagte, er habe nie einen Freund durch die Grippe verloren, aber gleich drei Freunde durch das Coronavirus. «Das ist ein sehr furchtbares Ding, das wir bekämpfen.»