Ukraine Krieg: So lief Selenskyjs USA-Besuch ab
Selenskyj verliess erstmals im Ukraine-Krieg sein Land. Bei seinem USA-Besuch wurden ihm Unterstützungs-Versprechen gemacht, er forderte weitere Waffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wolodymyr Selenskyj reiste in die USA und sprach dort mit Joe Biden und vor dem Kongress.
- Joe Biden versprach der Ukraine Unterstützung, «so lange wie nötig».
- Im Kongress wurde der ukrainische Präsident mit stehenden Ovationen und Applaus begrüsst.
Erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs verliess Präsident Wolodymyr Selenskyj das Land. Am 301. Kriegstag reiste er in die USA und unterhielt sich dort zwei Stunden lang hinter verschlossenen Türen mit Joe Biden. Anschliessend sprach er zu Medienvertretern im Weissen Haus und zu den beiden Parlamentskammern.
Die USA sind der wichtigste Verbündete der Ukraine und unterstützen das Land mit Militärhilfen im Wert von mehreren Milliarden Dollar. Angesichts des Besuchs wurden weitere Hilfen im Umfang von 1,85 Milliarden Dollar zugesagt. Darunter befindet sich auch das Patriot-Flugabwehrsystem, dass sich Kiew gewünscht hat.
Russland bezeichnete die Lieferung des Patriot-Systems zwar als Verschärfung, US-Präsident Biden widersprach bei der gemeinsamen Medienkonferenz aber. Es sei ein defensives Waffensystem und nicht eskalierend. Selenskyj sagte, dass es gegen weitere russische «Terrorangriffe» helfen werde. Das Patriot-System werde die Luftabwehr bedeutsam stärken, die Lieferung sei ein wichtiger Schritt.
Joe Biden versprach Selenskyj die Unterstützung im Ukraine-Krieg, «so lange es nötig ist». Der Kampf der Ukraine sei «Teil von etwas Grösserem», Selenskyj «werde niemals alleine dastehen». Biden sagte auch: «Die Welt wäre mit schlimmeren Folgen konfrontiert, würden wir angesichts solch unverhohlener Angriffe auf die Freiheit, Demokratie und die Grundprinzipien der Souveränität und territorialen Integrität tatenlos zusehen.»
Biden sicherte Selenskyj bei der Medienkonferenz auch zu, «alles in unserer Macht Stehende zu tun, um den Erfolg zu sichern». Mit Hilfe der vereinten Nato und EU könne die Ukraine in Friedensverhandlungen erfolgreich sein, weil sie auf dem Schlachtfeld gewonnen habe. Wann solche Gespräche aber stattfinden, das will der US-Präsident seinen ukrainischen Kollegen entscheiden lassen.
Selenskyj: Keine Kompromisse bei territorialer Freiheit
Dieser spricht auch darüber, was für ihn ein gerechter Frieden ist. Dabei könne er «keine Kompromisse bei Souveränität, Freiheit und territorialer Integrität» eingehen. Einen gerechten Frieden könne es zudem nicht mit Putin geben.
Nach dem Präsidentengespräch und der Medienkonferenz ging es für Selenskyj weiter in den Kongress, wo er vor den Abgeordneten und den Senatoren sprach. «Der ganze Kongress freut sich auf Ihre Botschaft der Einigkeit, des Mutes und der Entschlossenheit.» Mit diesen Worten wurde er von Nancy Pelosi begrüsst, die ihm für die Anwesenheit dankte.
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Im Kongress wiederholte Selenskyj ein weiteres Mal seine Forderung nach schweren Waffen. Die Ukraine habe nie amerikanische Soldaten gebeten, an ihrer Stelle im Ukraine-Krieg zu kämpfen. Er könne versichern, dass ukrainische Soldaten amerikanische Panzer und Flugzeuge perfekt bedienen könnten.
Selenskyj: Ukraine-Krieg definiert Welt für Kinder und Enkelkinder
Die Milliarden Dollar, die die USA ausgeben, seien «keine Wohltätigkeit, es ist eine Investition in die globale Sicherheit und Demokratie». Im Ukraine-Krieg gehe es nicht nur um die Freiheit und Sicherheit der Ukraine. «Der Kampf wird definieren, in welcher Welt unsere Kinder und Enkelkinder und dann ihre Kinder und Enkelkinder leben werden.»
Die Ukraine sei trotz der Untergangsszenarien nicht gefallen, sie sei gesund und munter und kämpfe. «Die Ukraine wird niemals kapitulieren, sich niemals ergeben», so Wolodymyr Selenskyj.
Zudem warnt der ukrainische Präsident vor russischen Angriffen auf weitere Staaten: «Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie eure anderen Verbündeten angreifen werden, wenn wir sie nicht aufhalten.»
Bei seiner Rede im Kongress wurde der ukrainische Präsident mehrmals von Applaus unterbrochen. Als er den Saal betrat, erhielt er eine mehr als zwei Minuten dauernde stehende Ovation. Selbst Abgeordnete, die gegen zusätzliche Hilfe für die Ukraine sind, standen, applaudierten aber nicht.
Der Kongress wird in den kommenden Tagen über weitere finanzielle Hilfen für die Ukraine im Umfang von 45 Milliarden Dollar entscheiden. Auch vor diesem Hintergrund wird dem Besuch von Selenskyj grosse Bedeutung zugeschrieben.
Bereits kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs bot Washington Selenskyj an, ihn in die USA, in die Sicherheit, zu holen. Der Präsident lehnte das Angebot aber ab, mit den Worten: «Ich brauche kein Taxi, ich brauche Munition.» An dieser Forderung hat sich auch in über 300 Tagen kaum etwas verändert.