US-Wahlen: Joe Biden verspricht als Favorit mehr Einheit in Amerika

Joe Biden erklärt sich noch nicht zum Wahlsieger, tritt aber bereits wie ein künftiger Präsident auf. Er arbeite an Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

Joe Biden hält eine Ansprache. Foto: Carolyn Kaster/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die US-Wahlen sind auch am vierten Tag nicht entschieden.
  • Joe Biden trat in der Nacht vor seine Fans.
  • Er zögerte damit, sich als Sieger zu erklären. Auch rief er dazu auf, geduldig zu bleiben.

Das Rennen zwischen dem noch aktuellen US-Präsident Donald Trump und dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden ist knapp. In mehreren Staaten hat Biden nun aber den Kopf vorne. Vor seinem wahrscheinlichen Sieg bei der Wahl in den USA hat Biden die Amerikaner nun zur Einheit aufgerufen.

«Wir mögen Gegner sein, aber wir sind keine Feinde», betonte Biden. Es sei an der Zeit, den Zorn abzulegen und gemeinsam als eine Nation zu heilen.

Joe Biden, Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei und ehemaliger Vizepräsident, kommt zu einer Ansprache und nimmt sich den Mund-Nasen-Schutz ab. - dpa

Biden zeigte bei seinem Auftritt in der Nacht zum Samstag wenig Zweifel an seinem Sieg. «Wir werden dieses Rennen mit einer klaren Mehrheit und der Nation hinter uns gewinnen», sagte er in seinem Wohnort Wilmington.

Biden liegt in vier Staaten in Führung

Das zeigen auch die aktuellen Zahlen aus den Bundesstaaten Pennsylvania, Georgia, Arizona und Nevada, wo er in Führung liegt. Zugleich betonte Biden, dass er sich noch nicht zum Sieger erklären werde. Amtsinhaber Donald Trump hatte bereits den Sieg für sich reklamiert und ohne Beleg behauptet, dass die Demokraten versuchten, ihm die Präsidentschaft durch Betrug zu stehlen.

Biden sagte zugleich, er und Vize-Kandidatin Kamala Harris hätten bereits damit angefangen, unter anderem an Massnahmen gegen die Corona-Pandemie zu arbeiten. Man könne den bereits verstorbenen Amerikanern nicht mehr helfen - aber «wir können in der Zukunft viele Menschenleben retten», sagte der 77-Jährige. Biden wirft Trump vor, er habe in der Corona-Krise versagt und dadurch unnötig den Tod vieler Amerikaner verschuldet. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen stieg in dieser Woche auf Rekordstände mit mehr als 120'000.

Die Auszählung der Ergebnisse der Wahl vom Dienstag ging unterdessen weiter. Nach derzeitigem Stand des Rennens müsste Biden nur noch den Bundesstaat Pennsylvania mit seinen 20 Wahlleuten gewinnen, um sich die für den Sieg nötige Mehrheit von 270 Wahlleuten zu sichern.

Trump poltert weiter

Trump hat bereits deutlich gemacht, dass er sich nicht mit einer Niederlage abfinden und sich unter anderem mit einer Klagewelle wehren will. «Ich hatte in all diesen Staaten bis spät in die Wahlnacht hinein einen so grossen Vorsprung, nur um all den Vorsprung auf wundersame Weise verschwinden zu sehen, als die Tage vergingen», schrieb Trump bei Twitter. «Vielleicht wird all der Vorsprung zurückkehren, wenn unsere rechtlichen Verfahren voranschreiten!»

Ein Trump-Unterstützer protestiert vor dem Clark County Election Department in North Las Vegas, Nevada. - Keystone

Trump stellt sich als Opfer systematischen Wahlbetrugs dar, ohne irgendeinen Beweis für seine Behauptungen zu nennen. Der Präsident kündigte an, sich mit einer ganzen Serie von Klagen bis hinauf zum Obersten Gericht gegen eine Niederlage zu wehren. Der Leiter der Rechtsabteilung von Trumps Team, Matt Morgan, erklärte am Freitag: «Diese Wahl ist nicht vorbei.» In Trumps Partei gibt es inzwischen Kritik an Trumps Verhalten nach der Wahl. Mehrere führende Republikaner mahnten, die demokratischen Regeln einzuhalten.

Konkrete Anhaltspunkte für massiven Wahlbetrug gibt es keine. Die Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kamen zu dem Schluss, sie hätten «keinerlei Hinweise auf systemische Probleme finden können».