US-Wahlen: Darum wird das Vize-Duell viel spannender

Nach der chaotischen Debatte zwischen Trump und Biden folgt nächste Woche das TV-Duell ihrer Vize-Kandidaten. Dieses verspricht deutlich mehr Spannung.

Mike Pence (l.), Vize-Präsident der USA, und Kamala Harris (r.), Joe Bidens nominierte Vize-Kandidatin, treffen am 7. Oktober in einem TV-Duell aufeinander. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 7. Oktober kommt es zum einzigen TV-Duell der Vize-Präsidentschaftskandidaten der USA.
  • Mike Pence und Kamala Harris könnten kaum unterschiedlicher sein.
  • Der Republikaner wirkt eher wortkarg, die Demokratin gilt als gute Rednerin.

Die mit Spannung erwartete erste TV-Debatte zwischen Donald Trump und Herausforderer Joe Biden enttäuschte auf ganzer Länge. Das Duell entwickelte sich schnell zu einem Schlagabtausch von Beleidigungen und Anschuldigungen.

Eine richtige Diskussion konnte so nicht entstehen, die im Voraus gemeinsam abgemachten Regeln wurden komplett ignoriert. Deswegen prüft die Debatten-Kommission nun Änderungen für die beiden noch anstehenden TV-Duelle vom 15. und 22. Oktober.

Weniger chaotisch als Biden gegen Trump

Doch bevor Biden und Trump erneut aufeinandertreffen, steht am 7. Oktober Ortszeit die TV-Debatte der beiden Vize-Kandidaten an: Kamala Harris und Mike Pence. Dieses Duell verspricht deutlich mehr Spannung als jenes zwischen Trump und Biden, auch wenn TV-Debatten der Vize-Kandidaten traditionell deutlich weniger Zuschauer anziehen.

Donald Trump spricht und gestikuliert an der ersten TV-Debatte, während Joe Biden im Hintergrund zuhört. - Keystone

Auch Pence und Harris werden sich 90 Minuten lang gegenüberstehen. Besprochen werden dabei insgesamt zehn verschiedene Themen. Erneut dürften es Themen wie das Coronavirus – nicht zuletzt Trumps Infektion –, Rassismus oder der Supreme Court sein.

Ein Chaos wie zwischen Trump und Biden sollte es nicht geben. Das liegt schon nur daran, dass kein Trump anwesend ist, der dem Gegenüber ständig ins Wort fällt. Eine richtige Debatte sollte also schon alleine dadurch möglich sein.

Harris kritisierte Biden vor Annahme der Vize-Kandidatur

Interessant wird es auch, weil die beiden Vize-Kandidaten öffentlich ein komplett anderes Erscheinungsbild abgeben. Pence gibt sich öffentlich oft wortkarg und beugt sich eigentlich allem, was Trump tut und sagt. Aber selbst für einen Vize-Präsidenten erscheint der 61-Jährige äusserst zurückhaltend. Zudem liegt seine letzte Debatte mittlerweile vier Jahre zurück (Wahlen 2016).

Mike Pence, Vizepräsident der USA, spricht während einer Veranstaltung im Rosengarten des Weissen Hauses zu einem Coronavirus-Schnelltest. Er ist Leiter der Corona-Task-Force des Landes. - dpa

Harris hingegen ist bekannt als energetische und starke Rednerin, der diesbezüglich auch ihre Vergangenheit als Staatsanwältin Kaliforniens entgegenkommt. Zudem war die 55-Jährige selbst als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten ins Rennen gestartet. Dort konnte sie erst kürzlich wichtige Erfahrungen im Debattieren sammeln.

Bei diesen Debatten hinterliess Harris einen guten und schlagfertigen Eindruck. Damals kritisierte sie unter anderem Joe Bidens Politik in den 1970er Jahren bezüglich Rassen-relevanten Abstimmungen. Das dürfte nun aber Pence eine Angriffsfläche bieten. Wie der Republikaner weiss, zeigte sich die Senatorin mit indisch-jamaikanischen Wurzeln damals zudem beim Thema Gesundheitswesen alles andere als standfest.

Pence mit kontroversen Ansichten und Corona-Problem

Harris selbst dürfte bei der bevorstehenden Debatte keine Probleme haben, den aktuellen Vize-Präsidenten in die Ecke zu drängen. Da wäre zum Beispiel das Thema Coronavirus: Pence ist der Leiter der Corona-Task-Force und wird wohl erklären müssen, wie er die Corona-Politik Trumps rechtfertigen kann.

Kamala Harris, Vize-Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, spricht auf einer Wahlkampfveranstaltung in Detroit. Während Joe Biden oft schläfrig wirkt, strotzt Kamala Harris vor Energie. - dpa

Hinzu kommt, dass der 61-Jährige äusserst konservativ ist: Er lehnt Abtreibungen strikt ab, gilt als Gegner von LGBT+-Rechten und äusserte sich in der Vergangenheit mehrmals kontrovers zu Frauen. Dass ihm mit Harris bei der TV-Debatte eine Frau gegenübersteht, könnte für ihn diesbezüglich ziemlich unangenehm werden. Trump hat ihm zudem keinen Gefallen getan, als er sich letzte Woche vor den Augen der Nation nicht von rechtsextremen Gruppierungen distanzierte.

Die TV-Debatte zwischen den beiden Vize-Kandidaten wird auch mit Blick auf 2024 interessant. Besonders Harris könnte mit einem starken Auftritt den Demokraten genügend Argumente liefern, sie in Zukunft als Präsidentschaftskandidatin zu forcieren. Vielleicht schon 2024.