«Was es bringt, ist fraglich»
Im Zuge des Harvey-Weinstein-Skandals machen immer mehr Frauen auf Sozialen Medien mit dem Hashtag #MeToo darauf aufmerksam, dass auch sie sexuell belästigt wurden. Was ein solcher Hashtag bringt, erklärt Social-Media-Experte Aldo Gnocchi.
Das Wichtigste in Kürze
- #MeToo ist nicht der erste Hashtag zu sexueller Belästigung, der auf Twitter viral geht.
- Social-Media-Experte Aldo Gnocchi ist überzeugt, dass Frauen so mehr darauf aufmerksam machen können
- Er warnt aber auch vor solchen Trends.
Schauspielerin Alyssa Milano gründete vor einigen Tagen den Hashtag #MeToo, um nach dem Skandal um Hollywood-Produzent Harvey Weinstein auf sexuelle Belästigung aufmerksam zu machen. Immer mehr Frauen schreiben seither unter diesem Hashtag. Sie alle berichten, wie sie selbst schon belästigt wurden. Social-Media-Experte Aldo Gnocchi findet solche Aktionen prinzipiell positiv. «Ich finde es gut, dass sich die Menschen so auf Social Media engagieren und solche Bewegungen mittragen.»
Denn: Es ist nicht das erste Mal, dass ein solcher Hashtag trendet. Bereits 2016 ging der Hashtag #SchweizerAufschrei viral. Anlass war damals ein Interview mit einer SVP-Politikerin, in dem sie meinte, dass bei manchen Vergewaltigungen die Frauen eine Mitschuld tragen würden. Schon damals gingen die Wogen hoch.
«Solche Hashtags bieten den Leuten die Möglichkeit, für Werte einzustehen, die ihnen wichtig sind», sagt Gnocchi. «Es geht in diesem Fall hier nicht primär darum, ob man selbst betroffen ist, oder war, sondern darum, eine Meinung auszudrücken und eine Diskussion anzuheizen.» Es handle sich um eine Art Protest. «Frauen machen sich gemeinsam stark gegen solche Ungerechtigkeiten.»
Hashtags betreiben Agendasetting
Wenn ein solcher Hashtag sich derart rasch verbreite, würden schliesslich auch die Medien das Thema aufgreifen, sagt Gnocchi. «Die Hemmungen, nur über Positives zu berichten, sind in den letzten Jahren gefallen. Es ist sehr einfach geworden, seine Meinung zu einem Thema auf Social Media zu äussern.»
Und genau deshalb sei auch ein gewisses Mass an Vorsicht geboten, denn: «So schnell die Hashtags aufkommen, so schnell verschwinden sie auch wieder», weiss Gnocchi. «Was sie bringen, ist fraglich.» Viele User würden auf diese Züge aufspringen, um etwa Follower zu generieren oder aber Likes zu sammeln. «Teilweise wollen Frauen so als engagiert und modern wahrgenommen werden, und sich selbst positiv inszenieren. Im privaten Umfeld engagieren sie sich dann aber doch nicht mehr für die Rechte der Frau.»