Fortschritte im Kampf gegen Brände in Kalifornien
Im Kampf gegen die gigantischen Wald- und Buschbrände in Kalifornien sind die Einsatzkräfte in einigen Gebieten trotz heftiger Winde vorangekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Heftige Winde sorgen aber weiterhin für Gefahr.
Das «Kincade Fire» im Sonoma-Weinanbaugebiet konnte nach Behördenangaben bis Mittwoch zu 30 Prozent eingedämmt werden, nach nur 15 Prozent am Vortag. Die Bekämpfung anderer Brände in dem US-Westküstenstaat kam aber weniger gut voran.
Gegen das Flammeninferno im Sonoma County waren mehr als 5000 Feuerwehrleute, 600 Feuerwehrwagen sowie insgesamt 27 Hubschrauber und Tankflugzeuge im Einsatz. Trotz der Fortschritte gab es weiterhin massive Probleme bei der Bekämpfung des «Kincade Fire», besonders im Norden des betroffenen Gebiets. Dort sei der Zugang für die Einsatzkräfte wegen des stark abschüssigen Geländes und der engen Strassen schwierig, teilte die Feuerwehrbehörde Cal Fire mit.
Im Verwaltungsbezirk Sonoma zerstörten die Brände bereits eine Fläche von 31.000 Hektar, was mehr als der doppelten Grösse von San Francisco entspricht. Mehr als 200 Privathäuser und Firmengebäude wurden dort nach Angaben der Behörden vernichtet, darunter mehrere Winzereien. Fast 200.000 Menschen waren in dem Gebiet von Zwangsevakuierungen betroffen.
Auch im Süden des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaats wurde die Brandbekämpfung durch heftige Winde erschwert. Die mächtigen sogenannten Santa-Ana-Winde könnten dort im weiteren Verlauf des Mittwoch noch Geschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern erreichen, warnte der Nationale Wetterdienst (NWS). «Es braucht nur ein wenig glühende Asche, um ein neues Buschfeuer zu entzünden», warnte der Feuerwehrchef von Los Angeles, Ralph Terrazas, bei einer Pressekonferenz. Glut könne vom Wind kilometerweit getragen werden.
Die stärksten Winde in Südkalifornien wurden am Mittwochmorgen im Gebiet des «Tick Fire» gemessen, sie erreichen auf den Santa-Clarita-Hügeln nördlich von Los Angeles mehr als hundert Stundenkilometer. Dieser Brand war dennoch weitgehend eingedämmt. Wegen eines Feuers in Simi Valley nordöstlich von Los Angeles musste die dem früheren Präsidenten Ronald Reagan gewidmete Gedenkbibliothek evakuiert werden.
Besonders heftig wütete das «Getty Fire» westlich von Los Angeles, das in der Nacht zum Dienstag nahe des weltberühmten Getty-Museums ausgebrochen war. Auslöser war nach Angaben der Behörden ein vom Wind abgerissener Eukalyptuszweig, der auf eine Stromleitung fiel.
Zahlreiche Bewohner von Nobel-Vororten mussten fluchtartig ihre Villen verlassen, unter ihnen der Hollywood-Schauspieler und frühere Gouverneur Arnold Schwarzenegger sowie Basketballstar LeBron James. Der Star der Los Angeles Lakers schickte den Feuerwehrleuten einen Lastwagen mit Tacos, um sie auf seine Weise im Kampf gegen die Flammen zu unterstützen, wie der Bürgermeister der Millionenmetropole, Eric Garcetti, im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte.
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hatte bereits am Sonntag den Notstand über den gesamten Westküstenstaat verhängt. Inzwischen wüten dort Dutzende von Bränden. Der Energieversorger PG&E - der grösste des Bundesstaats - kündigte nach mehreren massiven Stromabschaltungen der vergangenen Woche an, nochmals vorsorglich weiteren 600.000 Kunden in Nordkalifornien den Strom abzudrehen.
Verärgert reagierten darauf nicht nur Kunden, sondern auch Gouverneur Newsom, der dies als als «unannehmbar» bezeichnete. «Wann werden die Lieferanten endlich ihre verfluchte Arbeit tun, die schon seit langem ansteht, ihre Stromleitungen modernisieren und sie unter die Erde legen?» fragte er.
Im November 2018 hatten beschädigte Stromleitungen von PG&E den verheerendsten Waldbrand in der kalifornischen Geschichte ausgelöst. Damals fielen insgesamt 86 Menschen dem «Camp Fire» im Norden des Bundesstaats zum Opfer, die Kleinstadt Paradise wurde komplett zerstört. Das Unternehmen, das bereits vor Monaten Insolvenz angemeldet hatte, könnte auch für das «Kincade-Feuer» verantwortlich sein.