24 Tote in Myanmar - Amnesty verurteilt Vorgehen gegen Journalisten
Myanmar kommt nach dem Militärputsch nicht zur Ruhe: Erneut starben bei Protesten zahlreiche Demonstranten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Proteste gegen die Militärregierung in Myanmar halten an.
- Am Wochenende starben mindestens 24 Demonstranten.
- Ein polnischer Journalist wurde festgenommen – sein Aufenthaltsort ist unbekannt.
Zehntausende Menschen haben in Myanmar Augenzeugen zufolge auch am Wochenende gegen den Militärputsch vom Februar protestiert. Mindestens 24 Personen wurden Medien und Teilnehmern zufolge zwischen Freitagabend und Sonntag getötet.
Amnesty International (AI) verurteilte die zunehmenden Repressionsmassnahmen gegen Journalisten scharf. Die Deutsche Botschaft forderte umgehenden Zugang zu Robert Bociaga. Der festgenommene polnische Journalist arbeitet in Myanmar auch für die Deutsche Presse-Agentur.
Massenproteste seit Militärputsch
Im früheren Birma hatte sich das Militär am 1. Februar an die Macht geputscht und die bisherige faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet sowie festgesetzt. Seitdem gibt es immer wieder Massenproteste. Polizei und Armee reagieren zunehmend mit Gewalt.
Mehr als 80 Menschen wurden bereits getötet, schätzt die gemeinnützige Organisation für politische Gefangene, Assistance Association for Political Prisoners (AAPP). Etwa 2134 Menschen wurden ihr zufolge zudem festgenommen.
Journalisten im Visier der Militärs
Auch Journalisten geraten immer öfter ins Visier. Einheimische Reporter müssten sich teilweise vor Verfolgung verstecken. Inzwischen würden zunehmend auch ausländische Medienvertreter an ihrer Arbeit gehindert und verfolgt, sagte der AI-Deutschlandchef Markus Beeko der dpa. Die Verhaftung Bociagas «passt in dieses Bild und ist aufs Schärfste zu verurteilen».
Der Reporter war am Donnerstag Medienberichten zufolge in Taunggyi von Einsatzkräften festgenommen worden. Der 30-Jährige soll dabei auch geschlagen worden sein. Die deutsche Botschaft in Myanmar bemüht sich um Zugang zu dem Reporter, dessen Aufenthaltsort unbekannt ist. Sie rief die Behörden am Samstag zu einer «fairen und menschlichen Behandlung» Bociagas auf.
Tausende Demonstranten kamen einem Augenzeugen zufolge am Sonntag westlich der ehemaligen Hauptstadt Yangon zusammen. Mindestens elf wurden dort getötet, als Sicherheitskräfte die Proteste zerschlagen wollten. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Myanmar Now unter Berufung auf Krankenhausquellen und Rettungsdienste.
«Wir protestieren gegen das Militär und stellen uns diesem brutalen Durchgreifen», sagte der Anwohner Nay Ko Lin der dpa. «Die vielen Tausend Demonstranten in unseren Gemeinden heute zeigen, dass wir Ungerechtigkeit nicht akzeptieren und Gerechtigkeit wollen.»
In Bago nordöstlich Yangons sei ein Demonstrant am Sonntag erschossen worden, berichtete ein anderer Augenzeuge der dpa. Ein weiterer kam in Hpakant im nördlichen Staat Kachin ums Leben. Mindestens elf weitere Demonstranten waren zwischen Freitagabend und Samstag getötet worden, darunter in Yangon, Mandalay oder Pyay.
Dutzende wurden Augenzeugen zufolge über das Wochenende schwer verletzt. Die Zahl der Toten werde deshalb wohl noch steigen, hiess es.
Politiker bilden Gegenregierung
Mahn Win Khaing Than, ein Politiker der bisher regierenden Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD), wandte sich am Samstag erstmals als Chef einer neugegründeten Gruppe vom Militär abgesetzter Politiker an die Öffentlichkeit. Auf Facebook schwor er, die «Revolution» weiterzuführen. «Dies ist der dunkelste Moment unserer Nation und der Augenblick, in dem die Morgendämmerung naht», erklärte er unter anderem.
Der Sender BBC berichtete, er und andere NLD-Politiker seien einer Festnahme entkommen und hätten im Untergrund eine Art zivile Gegenregierung gegründet. Mahn Win Khaing Than sei zum kommissarischen Leiter ernannt worden. Die Gruppe versuche nun, auf internationaler Ebene als rechtmässige Regierung Myanmars anerkannt zu werden.