Afghanischer TV-Moderator muss News neben Taliban vorlesen

In Afghanistan wurde ein TV-Studio von schwer bewaffneten Taliban gestürmt. Der Moderator musste die Nachrichten unter deren Druck präsentieren.

Taliban-Kämpfer in Kabul. (Archivbild) - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Taliban-Kämpfer haben am Sonntag ein TV-Studio in Afghanistan gestürmt.
  • Die schwer bewaffneten Männer übten während einer Sendung Druck auf den Sprecher aus.
  • Unter anderem wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen, mit den Taliban zu kooperieren.

In einem TV-Studio in Afghanistan kam es am Sonntag zu skurrilen Szenen. Bewaffnete Taliban-Kämpfer stürmten das Gebäude und setzten einen Moderator während dessen Sendung unter Druck. BBC-Journalistin Yalda Hakim teilte via Twitter ein Video des Vorfalls.

Darin zu sehen ist, wie der Moderator der Sendung «Pardaz» zum Publikum spricht. Hinter ihm stehen derweil mehrere Taliban – allesamt schwer bewaffnet.

Medienberichten zufolge haben die Kämpfer das Gebäude des Senders «Peace Studio» am Sonntag gestürmt. Vom Moderator hätten sie demnach verlangt, dass er mit ihnen eine Debatte führen soll. Wie unter anderem «WIO News» berichtet, musste er sich schliesslich dem Druck beugen.

Einerseits wurde in der Sendung anschliessend über den Kollaps des Regimes um Aschraf Ghani gesprochen. Andererseits wurde die Bevölkerung aufgerufen, keine Angst vor den Taliban zu haben und zu kooperieren.

Journalisten verurteilen Attacke der Taliban

Der Angriff auf das TV-Studio wurde in den sozialen Medien scharf verurteilt. So schrieb beispielsweise Zaki Daryabi, Herausgeber der Zeitungen «Etilaatroz» und «KabulNow»: «Das können wir bei Etilaatroz nicht akzeptieren. Wenn wir dies täten, würden wir unsere Arbeit einstellen.»

Kritik äussert auch die iranische Journalistin Masih Alinejad. «Das ist surreal», schreibt sie auf Twitter. Die Taliban verlangen, dass die Leute keine Angst vor ihnen haben, verbreiten aber selbst Furcht und Schrecken, so Alinejad.