Benjamin Netanjahu soll wegen Korruption angeklagt werden

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll wegen Korruption angeklagt werden. Zuerst wird er selber aber noch angehört.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an einer Kabinettssitzung. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Israel soll der Regierungschef Benjamin Netanjahu wegen Korruption angeklagt werden.
  • Das berichten verschiedene israelische Medien.

Israels Generalstaatsanwalt will nach Medienberichten Anklage gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu wegen Korruptionsvorwürfen erheben. Avichai Mandelblit habe Netanjahu dies mitgeteilt, berichten israelische Medien übereinstimmend.

Nach juristischer Praxis in Israel muss zuvor jedoch noch eine Anhörung Netanjahus erfolgen. In einem Fall sprach Mandelblit sich demnach für eine Anklage wegen Bestechlichkeit aus, in zwei weiteren Fällen wegen Betrugs und Untreue.

Parlamentswahlen im April

Am 9. April finden in Israel Parlamentswahlen statt. Netanjahu will erneut Ministerpräsident werden und hat einen Rücktritt auch im Fall einer Anklage bereits ausgeschlossen.

Er nannte die Vorwürfe noch vor der Veröffentlichung «lächerlich» und sprach von einem Versuch, seine politische Karriere zu zerstören. Die Vorwürfe gegen ihn würden «bald wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen».

Der Ministerpräsident wird verdächtigt, von befreundeten Milliardären teure Geschenke angenommen zu haben. Ausserdem soll er einem kritischen Zeitungsverleger angeboten haben, im Gegenzug für positive Berichterstattung dessen Konkurrenzblatt zu schwächen.

Anhörung von Benjamin Netanjahu unklar

Wann die Anhörung Benjamin Netanjahus stattfinden soll, war zunächst unklar. Bis zu einer endgültigen Entscheidung über eine Anklage kann noch bis zu einem Jahr vergehen.

Es wäre das erste Mal in Israels Geschichte, dass gegen einen amtierenden Regierungschef Anklage erhoben wird. Als Oppositionsführer hatte Netanjahu 2008 den damaligen Regierungschef Ehud Olmert zum Rücktritt gedrängt, als dieser unter Korruptionsverdacht stand.

Die Korruptionsvorwürfe hatten damals Olmerts politische Karriere beendet. Er trat 2008 schon vor einer Anklage gegen ihn zurück, blieb aber noch bis zu Neuwahlen im Frühjahr 2009 im Amt.

Nach einer Verurteilung trat Olmert im Februar 2016 eine 19-monatige Haftstrafe an, kam allerdings drei Monate früher wieder auf freien Fuss.