«Bin auf dem Weg zum Flughafen, Herr Gabriel»
Nach zwei Wochen der Spekulationen über sein Schicksal steht der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri in Riad nach eigenen Angaben kurz vor der Ausreise.
Das Wichtigste in Kürze
- Der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel kritisiert, dass Saudi-Arabien den libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri festhalte.
- Hariri bezeichnet das postwendend auf Twitter als Lüge, denn er sei auf dem Weg nach Paris.
Saad Hariri richtete eine Nachricht auf Twitter direkt an den deutschen Aussenminister Sigmar Gabriel (SPD), der Saudi-Arabien am Donnerstag kritisiert hatte: «Zu sagen, dass ich in Saudi-Arabien festgehalten werde und es mir nicht erlaubt sei, das Land zu verlassen, ist eine Lüge. Ich bin auf dem Weg zum Flughafen, Herr Sigmar Gabriel».
Saudi-Arabien zieht Botschafter ab
Unter anderem angesichts der Spekulationen um Hariris Schicksal hatte Gabriel die Politik Riads in der Region zuvor als «Abenteurertum» bezeichnet, das man nicht mehr sprachlos hinnehmen könnte. Der Nachrichtenagentur SPA zufolge hat Saudi-Arabien nun auch seinen Botschafter aus Berlin zurückbeordert. Auch werde dem deutschen Botschafter in Saudi-Arabien eine Protestnote überreicht.
Hat Saudi-Arabien Rückzug erzwungen?
Hariri hatte vor zwei Wochen völlig überraschend von Riad aus seinen Rücktritt erklärt. Seitdem hatte er die Golfregion nicht verlassen. Deshalb gibt es Spekulationen, Saudi-Arabien habe seinen Rückzug erzwungen und ihn festgehalten, um im Libanon Spannungen mit der einflussreichen Schiitenmiliz Hisbollah zu erzeugen. Schutzmacht der Hisbollah ist der Iran, der mit Saudi-Arabien um Einfluss in der Region ringt.
Treffen mit Macron geplant
Hariri soll mit seiner Familie nach Paris fliegen und am Samstagmittag den französischen Präsidenten Emmanuel Macron treffen. Es ist unter anderem ein gemeinsames Essen geplant. Es blieb zunächst unklar, wie lange Hariri in Frankreich bleiben wird. Seine erwartete Rückkehr nach Beirut wird als Voraussetzung für die Lösung der politischen Krise gesehen, die der 47-Jährige mit seiner Erklärung in seiner Heimat ausgelöst hatte.