Brasiliens Ex-Präsident Lula wird 75: «Ich mache weiter Politik»
Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio «Lula» da Silva feiert seinen 75. Geburtstag in Freiheit. Er will gegen Jair Bolsonaro zu den Wahlen 2022 antreten.
Das Wichtigste in Kürze
- Luiz Inácio «Lula» da Silva, Ex-Präsident von Brasilien, feiert seine 75. Geburtstag.
- Er wurde zudem aus dem Gefängnis in Curitiba entlassen.
- Er will gegen Jair Bolsonaro bei den Präsidentschaftswahlen 2022 antreten.
Luiz Inácio «Lula» da Silva hat es in Brasilien schon weit gebracht: vom armen Jungen aus dem Nordosten zum Präsidenten des grössten Landes Lateinamerikas. «Ich bin stolz darauf, gezeigt zu haben, dass ein Arbeiter ein genauso kompetenter Präsident sein kann.» Das sagt Lula im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Vor rund einem Jahr wurde Lula aus dem Gefängnis in Curitiba im Süden Brasiliens entlassen. So wird der Mann in Freiheit am Dienstag 75 Jahre alt. Damals würdigte ihn der damalige US-Präsident Barack Obama mal als «beliebtesten Politiker der Welt».
Lula braucht «persönlichen Kontakt» beim Wahlkampf
Lula kämpft persönlich um Wahrheit und Gerechtigkeit, für sein politisches Erbe und gegen den rechten Präsidenten Jair Bolsonaro. «Die Regierung Bolsonaro», wie er selbst sagt, «ist eine Regierung der Zerstörung. Der Zerstörung der Umweltpolitik, Sozial- und Entwicklungspolitik, der Bildung, Gesundheit», sagt Lula. «Ich arbeite viel, mache weiter Politik.»
«Ich würde gerne Wahlkampf auf der Strasse machen, aber wegen des Coronavirus ist das nicht möglich», sagt Lula heute. «Das Problem ist, dass für mich der persönliche Kontakt grundlegend ist, um den Menschen in die Augen zu sehen.» Wenn die Pandemie vorbei ist, möchte er deshalb wieder das Land bereisen.
Eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2022 sei keine Frage des persönlichen Wunsches. In den Umfragen für die Wahl im Oktober 2018, die schliesslich Bolsonaro gewann, hatte Lula vorn gelegen. Im Januar 2018 wurde er zu zwölf Jahren und einem Monat Gefängnis verurteilt.
Lula beteuert immer noch seine Unschuld, sieht eine Verschwörung seiner konservativen Gegner: «Sie haben eine Farce kreiert, um meine Kandidatur zu verhindern. Und das Ergebnis dieser Lügen ist Bolsonaro», sagt er.
Arbeiterpartei leidet unter Skandalen
Lula galt lange Zeit als Lichtgestalt der lateinamerikanischen Linken. In seiner Zeit als Präsident zwischen 2003 und 2010 hat er vielen Menschenden Weg aus der bitteren Armut ermöglicht. Auch wirtschaftlich boomte Brasilien während seiner Amtszeit.
Allerdings blühte auch die Korruption. In dem Prozess gegen Lula ging es um eine mögliche Begünstigung durch einen Baukonzern bei einem Penthouse am Atlantik.
Die Arbeiterpartei hat sich von den Korruptionsskandalen und der umstrittenen Amtsenthebung Rousseffs kaum erholt. Dazu kam noch die Verurteilung und Inhaftierung Lulas. Die Linke tut sich schwer, eine gemeinsame Linie zu finden.
Dennoch glaubt Lula, dass es für 2022 möglich ist, eine breite Opposition gegen Bolsonaro aufzustellen. «Er hat einen Teil unserer Gesellschaft ermutigt, der seine Barbareien verteidigt und sich zuvor schämte, das öffentlich zu sagen. Und es gibt mächtige Leute, die die Art und Weise Bolsonaros stört, aber die seine Politik unterstützen. Politik gegen die Umwelt, gegen Arbeiter und gegen Minderheiten», sagt er.