Chalifa Haftar nähert sich mit russischer Hilfe Tripolis
Der mächtige General Chalifa Haftar rückt in Libyen nach Aussagen des UN-Sonderbeauftragten Ghassan Salamé mit Hilfe Russlands immer weiter nach Tripolis.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland unterstützt Chalifa Haftars Truppen gegen die Regierung in Tripolis (LBY).
- Der Aussenminister von Libyen sagt, mit Russland könnte Haftar in Tripolis eindringen.
«Ich bin sehr besorgt», sagte Salamé der italienischen Zeitung «Corriere della Sera» am Sonntag. «Seit die Russen zu Haftars Truppen gestossen sind, hat sich die Offensive auf Tripolis verstärkt.» In den vergangenen zehn Tagen hätten sich die Gefechte dort in Richtung städtischer Gebiete verlagert.
In Libyen kämpft die selbst ernannte Libysche Nationalarmee (LNA) von Chalifa Haftar. Sie will die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung in Tripolis stürzen. Die LNA beherrscht weite Teile im Osten und Süden des Landes und hatte im April eine Offensive auf Tripolis begonnen.
Laut Augenzeugen rückte sie zuletzt an einer Front südlich der Stadt vor. Das ölreiche Land in Nordafrika war nach dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 ins Chaos gestürzt.
Russland unterstützt Chalifa Haftar
«Mit dem Eingreifen Russlands könnte Haftar natürlich in Tripolis eindringen.» Dies sagte der libysche Aussenminister Mohamed Siala im Interview mit der italienischen Zeitung «La Repubblica».
Russland habe Soldaten geschickt und unterstütze den Kampf von Chalifa Haftar auch mit Drohnen. Es bestehe das Risiko, dass die Hauptstadt Tripolis falle. Siala und Salamé waren am Samstag beide zu Besuch in Rom zur Politikkonferenz Mediterranean Dialogues (MED).
Die LNA würde mit «regulären» Soldaten sowie mit der privaten russischen Söldnertruppe Wagner in «bedeutendem Mass» am Boden zu unterstützen. Das US-Aussenministerium hatte dies Russland vor zwei Wochen vorgeworfen. Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hatte diese Vorwürfe bei der MED-Konferenz am Donnerstag als «Gerüchte» zurückgewiesen.
Deutschland versucht zu schlichten
Dem Nahost-Experten Frederic Wehrey vom Carnegie Endowment for International Peace zufolge wären die Kämpfe in Libyen nicht beendet. Auch nicht, wenn Chalifa Haftar Tripolis einnehmen sollte. Seine Gegner würden dann einen Aufstand beginnen. Das würde Extremisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder neue dschihadistische Gruppen stärken, schrieb Wehrey im Magazin «Foreign Policy».
Deutschland bemüht sich derzeit, in dem Konflikt zu vermitteln und eine internationale Libyen-Konferenz in Berlin auf die Beine zu stellen. Ein Termin oder mögliche Teilnehmer stehen noch nicht fest.