Deswegen eskaliert der Streit zwischen Nord- und Südkorea
Der Koreakonflikt eskaliert erneut: Als Reaktion auf südkoreanische Flugblatt-Aktionen hat Nordkorea sämtliche Kommunikationskanäle zum Süden gekappt.
Das Wichtigste in Kürze
- Nordkorea hat sämtliche Kommunikationskanäle zur südkoreanischen Regierung gekappt.
- Grund dafür sind propagandistische Flugblätter aus Südkorea.
- Diktatorenschwester Kim Yo Jong bezeichnete die Organisatoren als «Mischlingshunde».
Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea verschlechtern sich erneut: Wie die nordkoreanische Führung jüngst mitteilte, sollen alle Kommunikationskanäle zur südkoreanischen Regierung gekappt werden. Die Massnahme wurde am Dienstagmittag (Ortszeit) umgesetzt.
In den vergangenen Tagen war es zu Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten gekommen. Grund dafür waren südkoreanische Flugblattaktionen auf nordkoreanischem Gebiet.
Koreakonflikt: 70 Jahre Kriegszustand
Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden koreanischen Staaten reichen weit in die Vergangenheit zurück: Nachdem der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen war, wurde die japanische Besetzung Koreas aufgehoben.
Korea wurde 1950 zu einem der ersten Schauplätze des kalten Kriegs: Sowohl die USA als auch die Sowjetunion wollten ihren Einfluss in der Region stärken. Es kam zu einem Stellvertreterkrieg zwischen West und Ost: Während die Vereinigten Staaten die Südkoreaner unterstützten, half die Sowjetunion den neuen nordkoreanischen Machthaber Kim Il Sung.
1953 wurde ein Waffenstillstand zwischen beiden Ländern ausgehandelt. Zum Friedensschluss kam es aber nie: Bis heute wurde der Krieg offiziell nicht beendet. Die beiden Staaten bleiben verfeindet, immer wieder kommt es an der demilitarisierten Zone zu Auseinandersetzungen.
Propagandakrieg eskaliert
Auch wenn es gelegentlich zu kleinen militärischen Auseinandersetzungen kommt, wird der Krieg primär auf propagandistischer Ebene geführt: Beide Staaten versuchen, die Bevölkerung des anderen Landes von ihrer Ideologie zu überzeugen.
Die Waffen im Propagandakrieg sind Flugblätter, Lautsprecher und Radiostationen. Dabei ist der Krieg äusserst einseitig: Im demokratischen Südkorea, einem der reichsten Länder Ostasiens, muss man sich kaum vor einer Abwanderung in den Norden fürchten.
Für die nordkoreanische Diktatur ist die südkoreanische Propaganda jedoch eine reale Gefahr: Autokratische Misswirtschaft, ein enorm hohes Militärbudget und internationale Sanktionen haben Nordkorea in eine prekäre wirtschaftliche Situation gebracht.
Dies führt dazu, das jedes Jahr zahlreiche Nordkoreaner in den Süden flüchten. Die nordkoreanische Exilbevölkerung unterstützt den südkoreanischen Propagandakrieg: Viele der Flugblattabwürfe werden von Privatpersonen organisiert.
Kim Jong Ils Schwester bezeichnet Flüchtlinge als schäbige «Mischlingshunde»
Als Reaktion auf die Flugblattabwürfe hat die norkoreanische Regierung nun die Kommunikation zum Süden gekappt. Die aktuelle Verschlechterung der Beziehungen hatte sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet: Bereits letzte Woche hatte sich die nordkoreanische Regierung zur Situation geäussert.
Kim Yo Jong, Schwester und enge Vertraute des Diktators Kim Jong Un, attackierte die nordkoreanischen Flüchtlinge am vergangenen Donnerstag verbal: Sie Verurteilte das «böse Verhalten der schäbigen Mischlingshunde, die keine Skrupel hatten, uns zu verleumden.»
Gleichzeitig verurteilte die nordkoreanische Dissidentin die südkoreanische Regierung dafür, da sie nicht einschreitet. Dies berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas.
Brüchiger Frieden gerät ins Wanken
Auch wenn es immer wieder zu Drohgebärden kommt, entspannte sich die Situation in den vergangenen Jahren vorsichtig. Südkoreanische Touristen dürfen gewisse Gebiete im Norden bereisen, in der Grenzregion von Kaesong gibt es ein Projekt für wirtschaftliche Kooperation.
Angesichts der Flugblattaktionen stellte Kim Yo Jong diese Projekte nun infrage: Sollte die südkoreanische Regierung nicht reagieren, drohte die Diktatorenschwester mit weiteren Schritten.