Ermittlungen zu Kirchenbrand in Nantes
Von der Hauptorgel blieb nur ein verkohlter Trümmerhaufen: Das Feuer in der Kathedrale von Nantes schockiert Frankreich - zu jung sind noch die Erinnerung an das Inferno von Notre-Dame in Paris. Erste Untersuchungen gehen von Brandstiftung aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem zerstörerischen Feuer in der Kathedrale der westfranzösischen Stadt Nantes gehen die Ermittler dem Verdacht auf Brandstiftung nach.
Ein Mann wurde am späten Abend aus der Polizeigewahrsam entlassen, berichten Medien unter Berufung auf den Staatsanwalt von Nantes, Pierre Sennès.
Es gebe keine weitere Strafverfolgung gegen den 39-Jährigen, sagte Sennès der Lokalzeitung «Presse Océan». Demnach gab es keine Verbindung zwischen ihm und dem Feuer.
Die Ermittler verfolgen derzeit die Theorie, dass der Brand mit Absicht gelegt wurde. Demnach gab es in der Kathedrale drei Brandherde. Bei ersten Untersuchungen waren keine Einbruchspuren an dem Gebäude gefunden worden.
Der Mann war am Samstag in Polizeigewahrsam genommen worden, nachdem der Brand unter anderem die Hauptorgel der Kirche zerstört hatte. Er arbeitete nach Angaben der Staatsanwaltschaft als Freiwilliger in der Diözese und war am Freitagabend für die Schliessung der Kathedrale zuständig gewesen. Die Ermittler wollten Sennès zufolge Fragen in der zeitlichen Abfolge des Abends klären. Die Widersprüchlichkeiten hätten sich jedoch aufgelöst, hiess es in dem Bericht.
Der Einsatz der Feuerwehr an der Kirche wurde am Sonntag beendet, der Vorplatz der Kirche wieder freigegeben. Nun sollen Experten die Ursache des Feuers untersuchen, das die Hauptorgel in der Kathedrale komplett zerstörte. Teile fielen in den Innenraum des Kirchenschiffs und blieben dort als verkohlter schwarzer Haufen zurück. Die Plattform unter der Orgel sei durch das Feuer instabil geworden, erklärten die Einsatzkräfte. Auch ein grosses Buntglasfenster und weitere Fenster wurden zerstört. Der Brand beschädigte auch ein Gemälde. Die Wände waren teilweise mit schwarzem Russ überzogen.
Das Feuer in der spätgotischen Kirche war für Frankreich ein schreckliches Déjà-vu: Als am frühen Samstagmorgen dicke schwarze Rauchschwaden und Flammen aus der Frontfassade der Kathedrale schlugen, fühlten sich viele an das Inferno in der weltberühmten Pariser Kirche Notre-Dame vor mehr als einem Jahr erinnert. Schockiert verfolgten die Französinnen und Franzosen vor Ort in Nantes und auf den Bildschirmen den Brand.
«Nach Notre-Dame steht die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul im Herzen von Nantes in Flammen», schrieb Staatschef Emmanuel Macron am Samstag auf Twitter. Die Kirche sei ein «gotisches Juwel». Die weltberühmte Pariser Kathedrale Notre-Dame war im April vergangenen Jahres bei einem Brand schwer beschädigt worden. Der Vierungsturm stürzte komplett ein. Zu der Zeit fanden an Notre-Dame Bauarbeiten statt, das tonnenschwere Metallgerüst schmolz in der Hitze der Flammen. Die Ursache des Feuers ist bisher nicht vollständig geklärt.
Als sie das Feuer in dem Gotteshaus in Nantes gesehen habe, habe sie sofort an Notre-Dame denken müssen, sagte eine Passantin dem Fernsehsender BFMTV. Die «Kombination Flammen und Kathedrale» sei seit dem Feuer von Notre-Dame für viele in Frankreich einfach ein Schock.
Die Kathedrale von Nantes aus dem 15. Jahrhundert ist den Aposteln Peter und Paul geweiht und gehört zur französischen Spätgotik. Bei einem verheerenden Feuer 1972 wurde der Dachstuhl der Kirche komplett zerstört. Die Hauptorgel blieb bei dem Brand damals fast unversehrt. 2015 hatte in Nantes zudem ein spektakuläres Feuer das Dach der Basilika Saint-Donatien zerstört.
Frankreichs Premierminister Jean Castex bedankte sich am Samstag bei den Feuerwehrleuten vor Ort für ihren Einsatz. Er war gemeinsam mit Kulturministerin Roselyne Bachelot und Innenminister Gérald Darmanin nach Nantes gereist, um sich die Schäden in der Kirche anzusehen. Der Wiederaufbau müsse so schnell wie möglich geschehen, sagte Castex. Der Staat werde dazu seinen Teil beitragen, so der Premierminister.