Iran: Inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi vermisst Kinder

Die inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi vermisst im Gefängnis ihre Kinder.

Narges Mohammadi auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2007. - Vahid Salemi/AP/dpa

Die im Iran inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi vermisst im Gefängnis ihre beiden Kinder. «Ich habe sie seit neun Jahren nicht mehr gesehen, seither nicht in den Arm genommen und ihre Stimmen nicht gehört ... es ist, als sei man im Nebel versunken», schrieb Mohammadi in einem Brief aus dem berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran. Das Schreiben wurde auf ihrem Instagram-Konto veröffentlicht, das von Angehörigen und Freunden im In- und Ausland betrieben wird. Sie sei zwar eine überzeugte Aktivistin, aber auch eine Mutter, die ihre Kinder schmerzhaft vermisse. «Das sollten meine Kinder im Ausland nicht vergessen», schrieb die 52-Jährige demnach.

Ihre Zwillinge hatten das Land 2015 verlassen und leben seither mit dem Vater Taghi Rahmani, ebenfalls politischer Aktivist, in Paris. Mohammadi machte das islamische System im Iran dafür verantwortlich, dass Mütter wie sie im Gefängnis seien, anstatt bei ihren Kindern. Das System habe den Islam als Vorwand genommen, um mit patriarchalen Strukturen Ungerechtigkeit und Diskriminierung zu schaffen. «Dagegen werden ich und andere inhaftierte Mütter weiterhin kämpfen», schrieb Mohammadi weiter.

Die Physikerin Mohammadi war in den vergangenen Jahren 13 Mal verhaftet und jedes Mal zu hohen Haftstrafen und auch Peitschenhieben verurteilt worden. Sie ist zudem mit einer Ausreisesperre belegt. Im Mai wurde Mohammadi erneut angeklagt, weil sie laut Justiz fälschlicherweise sexuellen Missbrauch von Frauen in iranischen Gefängnissen angeprangert hat. Sie selbst besteht weiterhin auf die Vorwürfe.

Mohammadi war 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie erhielt den Preis laut dem Nobelkomitee für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf gegen die Todesstrafe sowie für die Förderung der Menschenrechte und Freiheit für alle. Aktuell verbüsst die 52-Jährige eine langjährige Haftstrafe. Seit Anfang Juli der als vergleichsweise moderat geltende Massud Peseschkian zum Präsidenten des Irans gewählt wurde, gibt es bei Unterstützern von Mohammadi Hoffnung, sie könnte freikommen. Beobachter halten dies aber für unwahrscheinlich.