Iranische Abgeordnete wollen Twitter-Verbot - twittern aber selbst

40 Abgeordnete fordern ein gesetzliches Verbot für Twitter im Iran. Über zwei Drittel der Antragsteller hat jedoch bereits selbst Tweets abgesetzt.

App des Kurznachrichtendienstes Twitter. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • 40 erzkonservative Abgeordnete wollen Twitter im Iran gesetzlich verbieten.
  • Auch für die Nutzung von Datentunneln fordern sie eine Bestrafung.
  • Zwei Drittel dieser Antragsteller haben aber selbst auch schon getwittert.

Im Iran wollen nach einem Zeitungsbericht 40 erzkonservative Abgeordnete den Zugang zum Kurznachrichtendienst Twitter gesetzlich verbieten. Auch die Nutzung von Datentunneln, um auf verbotene Seiten zu gelangen, solle nach ihrem Willen künftig bestraft werden. Dies berichtete die Zeitung «Etemad» am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe. Im Iran sind Tausende Internetseiten von staatlicher Seite gesperrt.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Mehr als zwei Drittel der Antragsteller twittert selber. Den Recherchen der Zeitung zufolge haben 28 der 40 Abgeordneten bereits eigene Tweets abgesetzt: insgesamt 5920 Nachrichten.

Auch Präsident Ruhani twittert

Auf Twitter sind auch fast alle führenden Politiker des Landes aktiv: Präsident Hassan Ruhani ebenso wie Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif. Sogar Offizielle aus dem Lager der Konservativen und Hardliner nutzen die Plattform.

Die Internet-Verbote werden von den Iranern meist einfach ignoriert. Zugang zu den gefilterten Seiten verschaffen sie sich über Datentunnel. Mehr als die Hälfte der 82 Millionen Iraner sind Mitglied in mindestens einem der verbotenen sozialen Netzwerke. Dies legt eine eine aktuelle Studie nahe.