Israels Armee beendet Einsatz in Flüchtlingslager

Israels Armee hat den Einsatz im Flüchtlingsviertel Faraa beendet, ohne Details zur weiteren Dauer der Operationen in Dschenin und Tulkarem zu nennen.

Israels Armee hat den Einsatz im Flüchtlingsviertel Faraa beendet. (Archivbild) - Majdi Mohammed/AP/dpa

Israels Armee hat den Einsatz im Flüchtlingsviertel Faraa im Norden des Westjordanlands nach eigenen Angaben beendet. Wie lange sie noch in den Orten Dschenin und Tulkarem gegen militante Palästinenser vorgehen wird, dazu machte die Armee zunächst keine Angaben.

Israelischen Medienberichten zufolge könnte der Einsatz mehrere Tage andauern. Bislang wurden nach palästinensischen und israelischen Angaben mindestens 16 Menschen getötet. Israel hatte den Grosseinsatz in der Nacht zum Mittwoch begonnen.

Schon mindestens 16 Tote im Westjordanland

Ein israelischer Armeesprecher begründete das Vorgehen mit der deutlich gestiegenen Anzahl von Anschlägen auf Israelis. Zugleich hat auch die Gewalt extremistischer israelischer Siedler in dem besetzten Palästinensergebiet zugenommen.

Die Lage hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland 640 Palästinenser getötet.

Israels aktueller Grosseinsatz berge nach Ansicht von Militäranalysten strategische Risiken für Israel, schrieb das «Wall Street Journal». Israels Streitkräfte seien durch die seit fast elf Monaten andauernden Kämpfe gegen die Hamas im Gazastreifen und den Konflikt mit der ebenfalls vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon stark belastet.

Das Militär stütze sich in hohem Masse auf Reservisten, die von Israels längstem Krieg seit Jahrzehnten erschöpft seien, hiess es. Das Westjordanland drohe neben Gaza und dem Konflikt mit der Hisbollah-Miliz im Libanon zu einer dritten Front für Israels überlastetes Militär zu werden.

Israels Verteidigungsminister schlägt Erweiterung der Kriegsziele vor

Derweil sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant mit Blick auf die Lage im Grenzgebiet zum Libanon, es sei nötig, die Kriegsziele zu erweitern. «Wir müssen die sichere Rückkehr der nördlichen Gemeinden in ihre Häuser gewährleisten. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die Ziele des Krieges erweitern», sagte er bei strategischen Beratungen mit Militärs. «Dies wird unser absolutes Engagement für die Zerschlagung der Hamas und die Rückkehr der Geiseln nicht schmälern», sagte Galant laut seines Büros.

Nach erneutem Beschuss durch die Hisbollah griff die israelische Luftwaffe in der Nacht mehrere Raketenwerfer der Miliz an, wie die israelische Armee am frühen Morgen mitteilte. Ein aus dem Libanon auf Israel abgefeuertes Geschoss sei auf offenem Gelände eingeschlagen. Es seien keine Verletzten gemeldet worden, hiess es. Die übrigen Geschosse seien nicht in israelisches Gebiet eingedrungen. Unabhängig liess sich das nicht überprüfen.

Israel und die vom Iran unterstützte Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. In Orten beiderseits der Grenze mussten rund 150'000 Menschen ihre Häuser deswegen verlassen. Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas. Israel will, dass sich die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es eine UN-Resolution vorsieht.