Japan braucht dringend mehr Arbeitsmigranten

Japan leidet wegen der Überalterung der Bevölkerung unter akutem Personalmangel. Gleichzeitig möchte es auch nicht so viele Migranten ins Land lassen.

Japan ist stolz auf ihre Homogenität, kann sie aber nicht bewahren. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Japans Bausektor und Altenpflege leidet unter akutem Personalmangel.
  • Um eine Masseneinwanderung zu vermeiden, sucht das Land gezielt nach Arbeitskräften.

Japan will sich aus akutem Personalmangel für mehr ausländische Arbeitsmigranten öffnen –zugleich aber eine umfassende Einwanderung vermeiden. Die Regierung in Tokio beschloss heute Freitag eine Gesetzesvorlage für neue Arbeitsvisa für Ausländer mit Japanisch-Kenntnissen.

Davon sollen gezielt 14 Branchen profitieren, die unter akutem Arbeitskräftemangel leiden, darunter der Bau- und Agrarsektor, die Gastronomie sowie die Altenpflege.

Zwei Visatypen

Die für April 2019 geplante Reform sieht zwei Visatypen vor: Der eine gibt Ausländern mit Arbeitserfahrung in bestimmten Bereichen wie Bau oder Pflege die Möglichkeit, fünf Jahre lang in Japan zu arbeiten. Ihre Familienmitglieder dürfen sie grundsätzlich nicht mitbringen.

Ein anderes Visum gilt für Ausländer, die über Hochschulabschlüsse, reichlich Arbeitserfahrung und Spezialkenntnisse verfügen. Nur sie haben die Aussicht auf eine langfristige Arbeitsbewilligung und dürfen auch ihre Familie nach Japan holen.

Problem der Überalterung

Japan mit seinen 128 Millionen Einwohnern versucht auch, Ältere länger arbeiten zu lassen und mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zugleich wird vor allem die Automatisierung der Wirtschaft mit Hochdruck vorangetrieben. Die rasante Überalterung zwingt das Land, das stolz auf seine Homogenität ist und auch kaum Flüchtlinge aufnimmt, sich aber auch für Arbeitsmigranten zu öffnen.

Senioren in Japan im Mundharmonika-Unterricht in einem Altersheim in Hamatsu, Japan. - Keystone

Die Zahl ausländischer Arbeitskräfte hat sich bereits von 680'000 im Jahr 2012 auf 1,28 Millionen verdoppelt. Die meisten kommen aus China, gefolgt von Vietnamesen und Philippinern. Viele kommen als «Trainees». Die Idee dabei ist es, junge Leute aus Entwicklungsländern nach Japan zu holen und sie am Arbeitsplatz weiterzubilden. In der Praxis kam es jedoch wiederholt zu Ausbeutung als billige Arbeitskräfte.

«Wir wollen ein Land schaffen, wo Ausländer das Gefühl haben, leben und arbeiten zu wollen», sagte ein Regierungssprecher. Japanischen Medienberichten zufolge ist keine Obergrenze für die Aufnahme ausländischer Arbeitskräfte unter dem neuen System geplant. In Branchen, wo der Arbeitskräftemangel gelöst ist, behalte sich das Justizministerium jedoch vor, den Zuzug von Ausländern zu beenden.